Plötzlicher Kindstod könnte mit der Bildung ungewöhnlich großer Mengen eines bestimmten Proteins im Gehirn von Kleinkindern zusammenhängen. Das berichten Wissenschaftler in der amerikanischen Fachzeitschrift Neurology (Ausgabe vom 11. November).
Im Gehirn von 19 Kleinkindern, die am
plötzlichen Kindstod gestorben waren, fanden sich große oder mittlere Mengen des Eiweißstoffes Interleukin-1. Bei acht Säuglingen mit anderen Todesursachen dagegen stellte das Team um Hazim Kadhim von der Katholischen Universität in Louvain (Belgien) in der selben Hirnregion nur sehr kleine bis mittlere Mengen des Proteins fest. Interleukin-1 gehört zur Gruppe der Cytokine, die an der Regulierung des Immunsystems beteiligt sind. Wechselwirkungen zwischen Cytokinen und Neurotransmittern könnten die Reaktion auf Reize im zentralen Nervensystem verändern, vermutet Kadhim. Diese Veränderungen könnten dann den plötzlichen Kindstod auslösen.
Für ihre Studie untersuchten Kadhim und seine Kollegen Säuglinge, die im Alter zwischen sechs Wochen und zehn Monaten am plötzlichen Kindstod gestorben waren. In der Kontrollgruppe dagegen waren die Kinder zum Zeitpunkt des Todes zwischen einem Tag und 18 Monate alt.
Bradley Thach von der Universität Washington bemängelt in der selben Ausgabe der Zeitschrift die Altersunterschiede zwischen den beiden Gruppen. Die Ergebnisse der Studie könnten durch natürliche Schwankungen der Menge an Cytokinen während der Entwicklung der Kinder verfälscht worden sein. Zudem sei der Grund für die erhöhte Ausschüttung der Cytokine nicht bekannt.
ddp/bdw ? Katharina Vogelmann