Ein Bakterium, das im Erdreich lebt und zuweilen essbares Gemüse infiziert, könnte Typ-1-Diabetes verursachen. Das berichten Wissenschaftler um Paul Zimmet vom Internationalen Diabetes Institut in Melbourne in der Zeitschrift Diabetologia. Die unkonventionelle These stützt sich auf Experimente mit Bafilomycin, einem Gift, das von Streptomyces-Bakterien hergestellt wird.
Die Experimente ergaben, dass kleinste Mengen von Bafilomycin die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse angreifen und bei Mäusen Typ-1-Diabetes verursachen. Streptomyces-Bakterien, die Hersteller des Giftes, befallen zum Beispiel Kartoffeln, Karotten und Zuckerrüben. Beim Menschen wäre infiziertes Gemüse folglich eine mögliche Quelle von Bafilomycin, so die Theorie der Wissenschaftler.
Die Studie stellt erstmals einen Zusammenhang zwischen gewöhnlichen Nahrungsmitteln und Typ-1-Diabetes her, sagt Zimmet. Gängige Theorien über die Ursache von Typ-1-Diabetes, wie Virusinfektionen und der Konsum von Milchprodukten, könnten keinesfalls alle Fälle erklären. Zudem betont er, dass Typ-1-Diabetes am häufigsten in Ländern vorkommt, in denen der Konsum von Kartoffeln und Zuckerrüben überdurchschnittlich hoch ist.
Die Wissenschaftler in der Arbeitsgruppe um Zimmet arbeiten nun an einem Test zum Nachweis von Bafilomycin in Nahrungsmitteln.
Typ-1-Diabetes tritt in der Regel bei Kindern und Jugendlichen zum ersten Mal auf und macht etwa fünf Prozent aller Diabetes-Erkrankungen aus. Weltweit leiden rund 4 Millionen Menschen am Insulin-Mangel.
Adam Bostanci