Amerikanischen Forschern ist es gelungen, ein Schwarz-Weiß-Foto aus lebenden Bakterien herzustellen. Dazu ließen sie genetisch veränderte Darmbakterien auf einer Kulturplatte wachsen und projizierten das gewählte Motiv auf dieses bakterielle Fotopapier. Überall dort, wo die Bakterien mit Licht in Kontakt kamen, bildeten sie helle Kolonien, während die Mikroben, die in den dunklen Bereichen des Motivs wuchsen, dank eines schwarzen Farbstoffs dunkle Kolonien bildeten. Auf diese Weise erhielten die Wissenschaftler eine Schwarz-Weiß-Abbildung mit einer ziemlich hohen Auflösung.
Die Fotobakterien unterschieden sich in zwei Elementen von ihren unveränderten Artgenossen: Sie enthielten ein Gen, das die Information für ein schwarzes Pigment enthielt, und ein Sensorprotein, das auf Licht reagierte. Solange sich die Mikroben im Dunklen befanden, war dieses Sensorprotein inaktiv und die Zellen produzierten den schwarzen Farbstoff ? mit der Folge, dass die entstehenden Kolonien dunkel gefärbt waren. Fiel jedoch Licht auf die Bakterienzellen, wurde der Sensor aktiviert und schaltete die Farbstoffproduktion aus. Die beleuchteten Bakterien bildeten daher helle Kolonien.
Diese eingebaute Lichtempfindlichkeit nutzten die Forscher für ihre lebenden Fotos aus: Sie projizierten über Nacht verschiedenen Motive auf eine Kulturplatte, die sich in einem Wärmeschrank bei 37 Grad Celsius befand. Am nächsten Morgen hatten die Bakterien das Bild originalgetreu abgebildet, berichten die Wissenschaftler. Mit diesem System gelang es nicht nur, den Schriftzug des Fachmagazins „Nature“ darzustellen, sondern auch ein Foto eines der Teammitglieder.
Das eigentliche Ziel bei solchen Versuchen sind jedoch nicht bakterielle Fotos, sondern die Erforschung der so genannten Genexpression, also der Frage, wann welches Gen abgelesen und unter welchen Umständen daraus ein Eiweiß hergestellt wird. Die eingebaute Lichtempfindlichkeit könnte außerdem in Zukunft dazu verwendet werden, Bakterien mit Licht dazu zu bringen, unterschiedliche Wirkstoffe zu produzieren. Auch das Herstellen verschiedener Gewebearten im Labor sei mithilfe der verwendeten Technik denkbar, so die Forscher.
Christopher Voigt ( Universität von Kalifornien, San Francisco) et al.: Nature (Bd. 438, S. 441). ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel