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Füchse: Kulturfolger schon vor 40.000 Jahren

Erde|Umwelt

Füchse: Kulturfolger schon vor 40.000 Jahren
Rotfuchs
Der Rotfuchs ist wild, aber opportunistisch. (Bild: Andrew_Howe/ iStock)

Der Rotfuchs ist ein Wildtier – eigentlich. Trotzdem hat die Gegenwart des Menschen auch sein Verhalten und seine Lebensweise beeinflusst. Dass dies schon in der Altsteinzeit vor 40.000 Jahren begann, belegen nun Funde aus mehreren Höhlen auf der Schwäbischen Alb. Die steinzeitlichen Fuchsknochen verraten, dass damals einige dieser Vierbeiner zu Nutznießern des Menschen wurden: Statt Kleinsäuger zu jagen, fraßen sie Schlachtabfälle der steinzeitlichen Rentierjäger.

Der Mensch hat im Laufe seiner Geschichte nicht nur viele Tiere domestiziert und so Haus- und Nutztiere geschaffen. Auch das Leben einiger Wildtiere hat sich durch die Ausbreitung und Entwicklung unserer Spezies verändert. Viele Tierarten gehen uns aus dem Weg und wurden so aus ihren angestammten Lebensräumen verdrängt. Andere sind zu Kulturfolgern geworden, die heute selbst in Großstädten vorkommen und sich an unsere Gegenwart und die von uns veränderte Umwelt gewöhnt haben.

Beim Futter sind Füchse opportunistisch

Zu diesen opportunistischen Nutznießern des Menschen gehört heute auch der Rotfuchs (Vulpes vulpes). Er lebt zwar wild und ist auch ziemlich scheu, dennoch kann man ihn abends und nachts auch in den Außenbezirken vieler Städte sehen. „Rotfuchs und Polarfuchs sind Opportunisten, die das Futter fressen, das für sie am leichtesten verfügbar ist“, erklären Chris Baumann von der Universität Tübingen und seine Kollegen. „Studien zu diesen Füchsen zeigen, dass sie heute umso mehr an menschlichen Nahrungsmittelresten fressen, je näher sie an einer Stadt oder Siedlung leben.“ Füchse in entlegeneren Gebieten ernähren sich dagegen hauptsächlich von Kleinsäugern.

Doch wie war dies zu der Zeit, als die ersten Vertreter unserer Vorfahren nach Mitteleuropa kamen? Um das herauszufinden, haben Baumann und seine Kollegen eine der ältesten Fundstätten menschlicher Gegenwart in Mitteleuropa untersucht – die Höhlen der Schwäbischen Alb. Dort lebten und jagten Vertreter des Homo sapiens schon vor rund 42.000 Jahren. Unter den Hinterlassenschaften in den Höhlen und ihrer Umgebung sind neben Werkzeugen, Kunstwerken und Resten ihrer tierischen Nahrung auch Knochen der Wildtiere, die damals in der Umgebung lebten. Für ihre Studie haben die Forscher mittels Isotopenanalysen der Fuchsknochen ermittelt, was diese Tiere zur Zeit der Neandertaler und dann nach Ankunft unserer Vorfahren in dieser Gegend fraßen.

Fleischreste von den Steinzeitmenschen

Die Auswertungen ergaben: Bevor sich unsere Vorfahren am Rand der Schwäbischen Alb niederließen, jagten die Füchse dort vor allem kleine Säugetiere. „So war es im Mittelpaläolithikum vor mehr als 42.000 Jahren“, sagt Baumann. „Das war in Südwestdeutschland die Zeit der Neandertaler und die Schwäbische Alb war kaum besiedelt.“ Doch als dann der Homo sapiens in diese Gegend kam, ergab sich die für Füchse eine neue ökologische Nische: „Wir gehen davon aus, dass diese Füchse sich nun überwiegend von Fleischabfällen ernährten, die Menschen hinterlassen hatten, oder vielleicht sogar von ihnen gefüttert wurden“, sagt Baumanns Kollege Hervé Bocherens.

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Die Isotopensignaturen verraten, dass nun einige der damaligen Füchse begannen, das Fleisch größerer Tiere wie Mammuts und Rentiere zu fressen – Beutetiere, die sie selbst nicht jagen oder töten konnten. Aber das mussten die steinzeitlichen Füchse auch nicht, denn der Mensch nahm ihnen dies ab. Sie jagten Rentiere und Mammuts und zerlegten dann vor allem die großen Rüsseltiere noch am Ort der Jagd. Dabei blieben reichlich Knochen und Fleischreste übrig, an denen sich dann die Füchse bedienten. „Unsere Rekonstruktion der Ernährungsweise der steinzeitlichen Füchse zeigt, dass sie diese Ressourcen effektiv nutzten“, so die Forscher.

Allerdings barg diese Nähe zum Menschen auch Gefahren: In einer der Höhlen an der Schwäbischen Alb haben die Forscher Unterkiefer von Füchsen gefunden, an deren Knochen Schnittspuren zu erkennen waren. „Das zeigt, dass die Menschen damals Fleisch und Fell der Füchse nutzten“, sagen Baumann und seine Kollegen. Dennoch legen die Untersuchungen nahe, dass die Karriere der Füchse als Kulturfolger des Menschen schon vor rund 40.000 Jahren ihren Anfang nahm.

Quelle: Universität Tübingen; Fachartikel: PloS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0235692

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