Die Forscher werteten dazu Videoaufnahmen von Ultraschalluntersuchungen von insgesamt 15 Ungeborenen aus. Die Aufzeichnungen waren jeweils in vier Entwicklungsstadien entstanden: Sie zeigten das Verhalten jedes Kindes in der 24., 28., 32. und 36. Schwangerschaftswoche für 20 Minuten. Das Augenmerk der Forscher lag bei den Auswertungen gezielt auf den Mundbewegungen der winzigen Probanden.
Im Mutterleib wird ausgiebig gegähnt
Die Beobachtungen zeigten: Gähnen ließ sich klar von einem simplen Mundöffnen unterscheiden. Der zeitliche Ablauf vom Beginn der Bewegung bis zum Erreichen der maximalen Mundöffnung und dem folgenden Schließen ist sehr typisch für einen Gähnvorgang, berichten Nadja Reissland und ihre Kollegen. Unterm Strich kamen sie auf eine Gähnfrequenz von etwa sechs Gähnern pro Stunde. In der 24. Schwangerschaftswoche sind demnach mehr als die Hälfte aller Mundöffnungen Gähnen, fanden sie heraus. Ab der 28. Schwangerschaftswoche nimmt die Häufigkeit des Gähnens dann wieder leicht ab.
Offen bleibt die Frage, warum die Ungeborenen gähnen. Denn: Obwohl es ein selbstverständlicher Teil menschlichen Verhaltens ist, ist es bisher noch ziemlich unklar, wozu das zwanghafte Mundaufreißen des Gähnens eigentlich gut ist. Die aktuelle Studie leistet keinen Beitrag zur Aufklärung dieser Frage, dokumentiert aber, wie tief dieses Verhalten verwurzelt ist. Offenbar kommt es in der 24. Schwangerschaftswoche zu nervlichen Entwicklungen beim Fötus, auf denen auch das Gähnen basiert. Wenn man einen Fötus bei Ultraschalluntersuchungen gähnen sieht, könnte man das deshalb als Zeichen einer gesunden Entwicklung werten, sagen die Wissenschaftler.