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Gefahr im Mutterleib

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Gefahr im Mutterleib
Krebszellen können während der Schwangerschaft auf das ungeborene Kind übertragen werden. Was schon länger vermutet wurde, konnten japanische Forscher nun zum ersten Mal anhand genetischer Untersuchungen belegen: Sie untersuchten Tumorzellen eines Säuglings und fanden heraus, dass diese den mütterlichen in bestimmten Genabschnitten so sehr glichen, dass sie offenbar im mütterlichen Körper entstanden und anschließend auf den Fötus übergesprungen sind. Den kindlichen Zellen fehlte zudem ein bestimmtes Oberflächenprotein, dessen Fehlen die Zellen für das Immunsystem unsichtbar macht, so dass sie sich unbemerkt in den Körper einschleichen können. Bei der Mutter waren diese Proteine noch vorhanden gewesen.

Die bislang einzige Möglichkeit, Krebszellen ihren Vorläufern eindeutig zuzuordnen, ist das sogenannte genetische Fingerprinting. Dabei bestimmen die Forscher die DNA-Sequenz der Krebszelle an mehreren Stellen und erstellen damit ein Zellprofil, das so individuell wie ein Fingerabdruck ist. Wenn sie dann das Profil einer anderen Zelle damit vergleichen, können sie mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit die Verwandtschaft der beiden Zellen bestimmen. Mit dieser Methode verglichen sie Zellen, die sie aus einem Tumor am Kiefer eines elf Monate alten Kleinkindes gewonnen hatten, mit mütterlichen Zellen. Bei der Mutter war kurz nach der Geburt eine Leukämie festgestellt worden.

Die Analyse ergab, dass das Erbgut in den allermeisten Tumorzellen des Kindes nicht eine Mischung aus väterlicher und mütterlicher DNA war, wie bei allen anderen Körperzellen. Vielmehr stimmte die Tumorzellen-DNA praktisch mit der mütterlichen überein. Daraus schließen die Forscher, dass der Tumor des Kindes seinen Ursprung im Körper der Mutter hatte und auf das Kind übertragen wurde. Dass Krebs unter Umständen ansteckend sein kann, ist schon länger bekannt. Dass diese Ansteckung aber über die Plazenta geschieht, sei äußerst selten, schreiben die Forscher. Diese Barriere verhindere normalerweise zusammen mit dem Immunsystem eine Ansteckung von Mutter auf Kind.

Doch auch das Immunsystem kann offenbar ausgetrickst werden. So fehlte bei den kindlichen Tumorzellen ein wichtiger Bestandteil der Zelloberfläche, der bei der Mutter noch vorhanden gewesen war: die sogenannten mütterlichen HLA-Allele. HLA-Allele kennzeichnen alle körpereigenen Zellen und schützen sie vor dem eigenen Immunsystem. Sie hätten das Immunsystem des Kindes dazu veranlasst, die Krebszellen anzugreifen, einfach weil die mütterlichen HLA-Allele sie als fremd markiert hätten ? unabhängig davon, ob es sich um Krebszellen handelt. Doch da die mütterlichen HLA-Allele gelöscht waren, hatte das Immunsystem des Kindes keine Möglichkeit, die mütterlichen Tumorzellen als fremd zu erkennen. Der Verlust der HLA-Allele ist wahrscheinlich eine der Strategien, mit denen Krebszellen von einem Körper in einen anderen gelangen, schließen die Forscher.

Takeshi Isoda (Universität von Tokyo) et al.: PNAS, doi: 10.1073/pnas.0904658106 ddp/wissenschaft.de – Martina Bisculm
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