Darauf erhitzt sich das Abwehrsystem wieder ? dieses Ausschlagen des Immunsystems kann schliesslich zum Versagen von Niere und Lunge führen. Über 300.000 Menschen sterben jedes Jahr an einem septischen Schock in den Industrienationen, fast so viele wie an Herzinfarkt.
Jetzt hat die junge Firma CellTect aus Rostock eine Methode entwickelt, die nicht nur die Bakterien beseitigt, sondern auch die überbordenden Reaktionen des Immunsystems hemmt: das künstliche Immunsystem (EISS). Dabei wird das Blut des Sepsis-Patienten in einer Art Blutwäsche durch künstlich gezüchtete Phagozyten, Bakterien verschlingende Immunzellen, geleitet. Die Immunzellen filtern einerseits die Erreger aus dem Blut und vernichten sie. Zusätzlich nehmen sie aber auch die Immunaktivatoren und ?blocker auf und dämpfen so die Reaktionen des körpereigenen Abwehrsystems. Ratten und Schweine hat das künstliche Immunsystem bereits vor einem septischen Schock bewahrt. Im nächsten Jahr sollen die ersten Patienten davon profitieren.
Doch CellTect Geschäftsführer Jens Altrichter denkt bereits an die nächste Generation von EISS: “Die Phagozyten eliminieren die verschiedensten Bakterien, Pilze und auch Viren. Insbesondere gegen Viren aber wären spezifische Immunzellen, die nur einen Typ eines Bakteriums oder Virus attackieren, effizienter.” Ein anderer Forschungszweig der CellTect zielt auf gentechnologisch veränderte Immunzellen, die kontrolliert bestimmte immunoregulatorische Substanzen ins Blut des Patienten entlassen würden. “Erste Priorität für uns hat aber die Zulassung von EISS. Schliesslich endet die finanzielle Unterstützung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in einem Jahr”, sagt Altrichter an der Medica 2000 in Düsseldorf.