Fledermäuse gehen nachts gemeinsam auf Beutefang. Die Tiere nutzen das Echo ihrer eigenen Rufe zur Orientierung. Die in Amerika lebenden Kleinen Hasenmäuler lauschen bei der Nahrungssuche auch den Rufen ihrer Artgenossen und verfolgen deren Jagderfolg. Sie jagen Insekten, die nachts über der Wasseroberfläche fliegen und in Schwärmen ungleichmäßig über dem Gewässer verteilt sind. Durch das gegenseitige Belauschen können die Fledermäuse vermutlich effizienter jagen, berichten Dina Dechmann von der Universität Konstanz und ihre Kollegen.
Die Wissenschaftler nahmen die Ultraschallrufe der Fledermäuse am Panamakanal auf. Sie konnten dabei verschiedene Rufe voneinander unterscheiden: Auf die normalen
Echolotrufe zur Beutesuche folgt ein spezielle Summen, wenn die Jäger erfolgreich Beute gemacht haben. Spielten die Wissenschaftler freilebenden Tieren Aufnahmen dieser Summlaute am Wasser vor, flogen die Fledermäuse zu den Lautsprechern am Ufer. Die Forscher schließen daraus, dass die Tiere ihre Artgenossen mit dem Schall zur Beute locken. Das Team von Dechmann bestimmte außerdem die Entfernungen der Fledermäuse zueinander. Die Tiere flogen etwa 94 Prozent der Zeit in Hörweite mindestens eines Familienmitgliedes.
Die Kleinen Hasenmäuler jagen nur in der ersten Stunde nach Sonnenuntergang und haben somit nicht viel Zeit für ihre Nahrungssuche. Zudem sind die Insektenschwärme über dem Gewässer weit verteilt. Die gemeinsame Beutesuche hilft den Fledermäusen dabei, effizienter zu jagen, schließen die Wissenschaftler. Das Teilen von Informationen über Nahrungsquellen gilt als wichtiger Faktor für die Entwicklung von sozialen Verbänden im Tierreich. Bisher waren Wissenschaftler davon ausgegangen, dass Nachtjäger nur eingeschränkt gemeinsam jagen können, weil sie sich keine visuellen Hinweise geben können.
Dina Dechmann (Universität Konstanz) et al.: Proceedings of the Royal Society B, doi:10.1098/rspb.2009.0473 ddp/wissenschaft.de ? Bele Boeddinghaus