Wachstumsfaktoren sind Eiweißstoffe, die bestimmte Zellen zur Vermehrung anregen. Aus noch ungeklärten Gründen kann diese Selbstregulation zum Erliegen kommen. „Das von uns benutzte Gen für einen Wachstumsfaktor setzt diesen natürlichen Prozess wieder in Gang“, sagt Cindy Grines.
Frühere Versuche hatten bereits gezeigt, dass eine Injektion von Wachstumsfaktoren in den Herzmuskel die Angiogenese fördert. Da diese Wirkstoffe aber relativ instabil sind, müssten sie wiederholt injiziert werden, um einen Heilerfolg zu gewährleisten. Bei einer Gentherapie wird dem Patienten nicht das Protein selbst, in diesem Fall der Wachstumsfaktor, sondern das Gen für dieses Protein verabreicht. Das hat den Vorteil, dass Zellen, die das Gen aufgenommen haben, einige Wochen lang diesen Wachstumsfaktor produzieren.
An der Studie nahmen 79 Patienten teil, die an leichter bis mittelschwerer Angina pectoris litten. Über eine Infusion erhielten 60 Probanden inaktivierte Adenoviren, die als Genfähren dienten und das Gen für den Wachstumsfaktor FGF4 in Herzzellen einschleusen sollten. Den übrigen verabreichte man eine unwirksame Infusionslösung als Plazebo.
Vor und nach der Behandlung wurden Belastungstests durchgeführt. Nach vier Wochen hatten die gentherapierten Patienten ihre Leistungsfähigkeit gegenüber der Plazebogruppe deutlich verbessert. Dieser Effekt war ähnlich stark ausgeprägt, wie nach einer Herzoperation, sagt der Kardiologe Robert Engler, ein Mitarbeiter der Forschungsgruppe.
Um den Wirksamkeitsnachweis abzusichern, ist inzwischen eine Studie mit weit mehr Teilnehmern angelaufen. Befürchtungen, dass die Adenoviren ihre Genfracht auch in Zellen anderer Organe einschleusen könnten, erwiesen sich als unbegründet. Mit hoher Spezifität und Effektivität steuerten die Viren nur Herzmuskelzellen an.
Derzeit erfolgt eine Behandlung der Angina pectoris entweder durch Medikamente, die den Sauerstoffbedarf des Herzens herabsetzen, durch eine Bypass-Operation oder die Öffnung verengter Blutgefäße mit einem Ballonkatheter.