Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 8,90€/Monat!
Startseite »

Geparden: Fitter als gedacht

Immunsystem der Raubkatzen ist weniger infektionsanfällig als bisher angenommen

Geparden: Fitter als gedacht
Gepard
Geparden galten bisher als besonders infektionsanfällig. (Foto: Rag/ Fotolia)
Geparden galten bisher als besonders anfällig gegenüber Infektionen – wegen vermeintlich schwacher Immunabwehr. Doch wie sich jetzt zeigt, können die bedrohten Raubkatzen dies durch eine andere Art der Immunreaktion kompensieren – und das funktioniert auch in freier Wildbahn erstaunlich gut.

Wenn es um den Kampf gegen Krankheitserreger und Eindringlinge geht, sind Säugetiere mit einer gleich dreifachen Abwehr ausgestattet: Das angeborene Immunsystem wehrt Angriffe unter anderem durch bestimmte Eiweiße und unspezifische Killerzellen ab und kann daher sehr schnell auf eine Bedrohung reagieren. Die induzierte angeborene Immunreaktion setzt bei einem Angriff zusätzliche Ressourcen frei und hemmt beispielsweise das Erregerwachstum. Die dritte Abwehrlinie ist die adaptive Immunantwort. Sie sorgt dafür, dass unser Körper sich einen Erreger merkt und beim zweiten Kontakt dann maßgeschneiderte Antikörper auf ihn loslassen kann.

Besonders anfällig?

Von Geparden weiß an, dass ihr adaptives Immunsystem eher schwach ausgeprägt ist – auch, weil die genetische Vielfalt dieser Raubkatzen nur gering ist. Die Tiere haben daher nur begrenzte Möglichkeiten, ihren Nachkommen eine besonders potente Mischung der elterlichen Immunausstattung zu hinterlassen. Wildtierforscher glaubten bisher deshalb, dass Geparden in freier Wildbahn besonders anfällig für Infektionen sind.

Aber stimmt das auch? Um das herauszufinden, haben Bettina Wachter und ihre Kollegen vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin seit dem Jahr 2002 rund 300 freilebende Geparden in Namibia untersucht. Alle Raubkatzen lebten auf Farmland, das auch als Viehweide genutzt wird. Sie können sich daher besonders leicht mit Erregern anstecken.

Kein einziges krankes Tier

Doch zur Überraschung der Forscher waren die Geparde alle kerngesund: „Kein einziger Gepard zeigte Symptome, die auf eine akute Infektion hindeuteten, und auch keines der von uns untersuchten toten Tiere wies Krankheitsveränderungen auf“, berichtet Wachter. Trotz ihres angeblich so schwachen Immunsystems schienen die Raubkatzen demnach ziemlich resistent gegenüber Infektionen.

Anzeige

Aber warum? Warum können Geparde trotz ihrer vermutlich schwachen adaptiven Immunantwort so gut mit Krankheitserregern fertig werden? Die Hypothese der Forscher: Wenn die adaptive Komponente des Immunsystems bei den Geparden so schwach ist, kompensieren die Raubkatzen dies vielleicht mit einer besonders gut ausgeprägten angeborenen Immunreaktion.

„Ein gut funktionierendes Immunsystem ist für jedes Tier aufwendig. Das setzt aber nicht voraus, dass alle Immunkomponenten gleich stark ausgebildet sein müssen“, erklärt Wachters Kollege Gabor Czirjak. „Wenn eine Art nicht krankheitsanfällig ist, muss sich im Laufe der Zeit eine gute Immunabwehr durch Stärkung anderer Immunkomponenten entwickelt haben.“

Angeborene Abwehr gleicht Mangel aus

Und tatsächlich: Immuntests ergaben, dass die Geparden im Vergleich zu Leoparden ein deutlich stärkeres angeborenes Immunsystem besitzen. Ihre erste, schnelle Abwehr gegen Erreger ist damit deutlich potenter. Das deutet darauf hin, dass Geparde damit ihr schwächeres adaptives Immunsystem kompensieren. Damit haben die Geparde offensichtlich eine Strategie entwickelt, durch die sie trotz ihrer geringen genetischen Variabilität erfolgreich im Kampf gegen Krankheitserreger sein können.

Doch gegen ihre Hauptgefahr wird diese Abwehrstärke den Geparden eher nicht helfen. Denn ihr größter Feind sind nicht Infektionen und Erreger, sondern es ist der Verlust ihres Lebensraums durch den Menschen. Heute liegt ein Großteil ihres Verbreitungsgebiets in nicht geschützten Gebieten, so dass die Raubkatzen immer wieder in Konflikte mit den dort lebenden Farmern geraten. Nur wenn diese Konflikte entschärft werden, können Geparde auch in Zukunft in freier Wildbahn überleben.

Quelle: Forschungsverbund Berlin, Fachartikel: Scientific Reports, doi: 10.1038/srep44837

© natur.de – Nadja Podbregar
Anzeige
natur | Aktuelles Heft
Reizvolle Regionen
Aktueller Buchtipp

Anzeige
Grünstoff – der Medientipp des Monats
Serie: Hervorragend – Junge Menschen und ihr Engagement
Wissenschaftslexikon

Schulp  〈m. 1〉 die verkalkte, verhornte Schale der Tintenfische [<nddt. schulp … mehr

falsch  〈Adj.〉 1 nicht richtig, unrichtig, inkorrekt, fehlerhaft 2 irrig (Meinung) … mehr

Ok|klu|siv|pes|sar  〈n. 11; Med.〉 Pessar zur Empfängnisverhütung, das den Muttermund verschließt

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige