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Geparden: Häuslebauer und Nomaden

Erde|Umwelt

Geparden: Häuslebauer und Nomaden
Gepard
Gepardenmännchen haben zwei verschiedene Strategien (Foto: Freder/ iStock)

Geparden sind nicht nur bedroht, einige ihrer Verhaltensweisen geben auch noch immer Rätsel auf. So war bisher unklar, wie weit Gepardenmännchen wandern und welche Flächen sie benötigen. Eine Langzeitstudie mit GPS-Halsbändern enthüllt nun: Die Männchen dieser Raubkatzen verfolgen zwei verschiedene Raumnutzungs-Strategien. Die einen ziehen rastlos umher und legen dabei enorme Strecken zurück, andere leben in vergleichsweise kleinen Territorien.

Säugetiere haben im Laufe der Evolution eine Vielzahl an Sozialsystemen entwickelt. Das reicht vom Einzelgängertum bis hin zu hochkomplexen sozialen Systemen, in denen Gruppen aus vielen Weibchen und Männchen bestehen. Doch die Geparden passen in keines der bisher beschriebenen Sozialsysteme. Die Weibchen dieser bedrohten Raubkatzen sind einzelgängerisch – wenn sie nicht gerade Jungtiere bei sich haben. Bei den Gepardenmännchen allerdings wird es komplizierter: Einige von ihnen scheinen ebenfalls Einzelgänger zu sein, andere dagegen ziehen in kleinen Gruppen zu zweit oder dritt umher.

Wie weit wandern Geparden?

Welche Gebiete die Gepardenmännchen dabei durchstreifen und ob und wie sich die Strategie der Einzelgänger von denen der Gruppen unterscheidet, war bisher unklar. Einer der Gründe dafür: Gerade im südlichen Afrika sind die Geparde schwer zu beobachten. „Durch die Konflikte mit Farmern sind die Geparde scheu geworden. Es ist daher kaum möglich, sie direkt zu beobachten“, erklärt Projektleiterin Bettina Wachter vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin.

Um mehr über das Raumnutzungs-Verhalten der Raubkatzen herauszufinden, haben sie und ihre Kollegen 164 Gepardenmännchen und -weibchen in Namibia mit GPS-Halsbändern ausgerüstet und so ihre Bewegungen verfolgt. „Das Verstehen des Sozialsystems der Geparde ist nicht nur von akademischen Interesse“, betont Jörg Melzheimer vom IZW. „Wenn wir wissen, welche Ansprüche und Bedürfnisse Männchen und Weibchen an ihren Lebensraum haben, wie und wo sie sich begegnen und wo sie besonders häufig vorkommen, können diese Daten wichtige Informationen liefern, die wir zur Minimierung des Farmer-Geparden-Konfliktes einsetzen können.“

Rastlose Nomaden und sesshafte Revierbesitzer

Die Auswertung der GPS-Daten ergab: Überraschenderweise unterscheiden sich Einzelgänger und Gruppen unter den Gepardenmännchen nicht grundsätzlich in ihrem Verhalten: Beide können bis zu 1600 Quadratkilometer große Gebiet durchstreifen. Zum Überleben brauchen Geparden demnach möglichst riesige Flächen mit annähernd natürlichen Bedingungen. Dennoch gibt es unter den Raubkatzen zwei ganz verschiedene Raumnutzungstaktiken: Die einen ziehen rastlos umher und legen dabei enorme Strecken zurück, andere leben vergleichsweise engräumig und besetzen kleine Territorien. Diese Territorien sind im Schnitt rund 380 Quadratkilometer groß – das entspricht etwa dem Stadtgebiet von München.

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„Territoriale Einzelmännchen oder Koalitionen markieren ihre Reviere durch Duftmarken an prominenten Landmarken, wie großen Bäumen oder Termitenhügeln“, sagt Melzheimer. „Revierlose Einzelmännchen oder Koalitionen hingegen streifen umher und besuchen diese Markierungsstellen, schnüffeln daran und holen sich so Informationen zum Besitzstand des Territoriums.“ Nähere Analysen ergaben, dass vor allem die jüngeren Gepardenmännchen zu den weit umherstreifenden Nomaden gehören.

Kampf ums Territorium

Diese versuchen jedoch über kurz oder lang, ein Territorium von den etablierten „Häuslebauern“ zu übernehmen – mit Übernahmeangriffe, die oft mit dem Tod der einen oder anderen Seite enden. „Die hohe Risikobereitschaft der Männchen, eines der kleinen Territorien zu übernehmen, deutet darauf hin, dass es sich um eine wichtige Ressource handelt“, erklärt Wachter. „Wir vermuten, dass es um eine erhöhte Begegnungswahrscheinlichkeit mit den Weibchen geht, da diese regelmäßig die Markierungsbäume verschiedener Territorien besuchen.“

Studien zeigen zudem, dass sich das Körpergewicht der einst revierlosen Männchen innerhalb weniger Monate erhöht, wenn sie ein Territorium eingenommen haben. Wie im richtigen Leben gilt jedoch auch hier: Nicht alle „Nomaden“ haben die Chance, ein Territorium zu bekommen.

Quelle: Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) im Forschungsverbund Berlin e.V., Fachartikel: Ecosphere, doi: 10.1002/ecs2.2308

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