Der Eindruck, Gesichter von Menschen einer anderen ethnischen Gruppe sähen sich „irgendwie ähnlicher“ als die von Menschen der eigenen, spiegelt sich in der Aktivität einer Gehirnregion wieder. Das berichten Forscher um Jennifer Eberhardt von der Stanford University in Kalifornien in der Augustausgabe des Fachmagazins Nature Neuroscience.
Die Wissenschaftler haben 19 Menschen afrikanischer und zehn Menschen europäischer Abstammung zu Fotos von Gesichtern beider Gruppen befragt und dabei ihre Gehirnaktivität gemessen. Jedesmal wenn sich die Probanden Bilder mit Gesichtern von Landsleuten anschauten, wurde eine Region des Gehirns besonders aktiv. Nur schwach aktiv war sie dagegen bei der Betrachtung der „fremden“ Gesichter.
„Diese besondere Region des Gehirns wird immer dann aktiv, wenn jemand ein Gesicht betrachtet“, erklärt Eberhardt. Der Gehirnabschnitt werde aber auch dann aktiv, wenn ein Experte den Gegenstand seines Interesses anschaut, etwa ein Ornithologe auf der Vogelpirsch.
Die Forscher gehen davon aus, dass wir durch die vielen Erfahrungen mit Gesichtern der eigenen Landsleute quasi Experten auf diesem Gebiet geworden sind und deshalb die zuständige Region besonders stark reagiert. Bewiesen ist das jedoch noch nicht. Untersuchungen an Kindern sollen bald Aufschluss darüber geben. Sie könnten zeigen, ob die differenzierte Gehirnreaktion auf Gesichter unterschiedlicher ethnischer Gruppen angeboren oder erlernt ist.
Andrea Hoferichter