Um der Ursache für das Stranden auf den Grund zu kommen, werteten Studienleiterin Karen Evans und ihre Kollegen Berichte über gestrandete Wale an der Küste Tasmaniens und der Südostküste Australiens aus, die zum Teil bis ins Jahr 1825 zurückgingen. Dabei entdeckten sie, dass alle 11 bis 13 Jahre während der Sommermonate besonders viele Tiere zu nah an die Küste gerieten und dort strandeten. Diese Vorfälle betrafen nicht nur eine Art, sondern Pottwale, Grindwale, Gemeine Delphine, Tümmler und Zwergglattwale. Einem ähnlichen Zyklus wie die Anzahl gestrandeter Wale folgten auch die Oberflächentemperaturen der Küstengewässer und die Windstärken nord-süd-gerichteter Luftströmungen, zeigten weitere Untersuchungen: Etwa alle zehn Jahre erreichten die Windstärken ein Maximum, während gleichzeitig die Wassertemperaturen sanken.
Die von Süden kommenden Luftströmungen transportieren nach Ansicht der Forscher kaltes Wasser von der Antarktis in Richtung Südaustralien. Durch die kühleren Temperaturen und den starken Wind können sich kleine Tiere und Pflanzen in den Küstengebieten besser vermehren. Das macht diese Areale für auf der Suche nach Futter befindliche Wale attraktiver. Die Folge: Die Meeressäuger halten sich häufiger in den gefährlichen Regionen auf als sonst und stranden daher auch eher. Die Wissenschaftler hoffen, aufgrund ihrer Ergebnisse eine Strategie entwickeln zu können, mit der in Zukunft Massenstrandungen vermieden werden können.
Karen Evans (Universität von Tasmanien, Hobart) et al.: Proceedings of the Royal Society: Biology Letters, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rsbl.2005.0313