Ein altes medizinisches Vorurteil muss möglicherweise aufgegeben werden: Stress scheint das Herz weniger zu schädigen als bisher angenommen, berichtet das British Medical Journal (Bd. 324, S. 1247). Im Gegenteil ergab eine Langzeitstudie in Schottland, dass gestresste Männer im Durchschnitt sogar ein gesünderes Herz haben, als ihre wenig oder gar nicht gestressten Landsleute.
Forscher haben zwanzig Jahre und mehr die Gesundheit von arbeitenden Männern im mittleren Alter in Glasgow und Umgebung untersucht. Zu Beginn der Studie mussten die Probanden angeben, wieviel Stress sie ausgesetzt sind. Die Forscher fanden, dass die gestressten Männer in den Folgejahren häufiger über Gesundheitsprobleme klagten. Darüber hinaus rauchten und tranken sie mehr und bewegten sich im Durchschnitt seltener. Trotzdem hatten die nicht gestressten Teilnehmer der Studie häufiger ein krankes Herz und verstarben auch häufiger an Herzkreislaufproblemen.
Die Forscher erklären sich das Ergebnis damit, dass die gestressten Männer der Studie in der Regel höhere Positionen innehatten. Damit gehörten sie sozialen Gruppen an, die insgesamt über eine bessere Gesundheit verfügen.
Dass Stress bisher als ein Risikofaktor für Herzerkrankungen galt, könnte nach Meinung der Forscher auch damit zusammen hängen, dass gestresste Menschen sich bei Ärzten einfach mehr über ihre Gesundheit und ihr Herz beklagen.
ddp/bdw – Andreas Wawrzinek