Die Forscher um Brian Kaspar von Ohio State University in Columbus hatten schon in früheren Studien gezeigt, dass modifizierte Viren Gene zu den Zellen im Rückenmark bringen können: Sie injizierten das Virus frisch geborenen Mäusen und beobachteten, wie auch das Gen auf diese Weise ins Blut gelangte. In Zusammenarbeit mit Muskelschwund-Forscher Arthur Burghes von der Ohio State University designten die Wissenschaftler nun einen neuen Therapieansatz gegen Spinale Muskelatrophie: In Versuchen mit kranken Mäusen, schickten sie Viren zu den fehlerhaften Nervenzellen. Die Viren hatten sie zuvor so verändert, dass sie ein gesundes Survival-Motor-Neuron-Gen enthielten. Die Therapie zeigte erstaunliche Wirkung: Tiere, die ohne Behandlung innerhalb von 15 Tagen starben, lebten nun über 250 Tage lang. Außerdem verbesserte sich auch ihre Muskelfunktion wesentlich. Andere Therapieansätze verlängerten das Leben der Tiere lediglich um 45 Tage.
Um zu überprüfen, ob die Therapie auch bei menschlichen Kleinkindern angewandt werden könnte, haben die Forscher schon erste Schritte unternommen: Sie markierten das manipulierte Virus mit einem fluoreszierenden Gen, das dank seiner Leuchtkraft leicht zu verfolgen ist. Das Präparat injizierten sie einem frischgeborenen Javaneraffen. Auch in diesem Fall gelangte das Gen dorthin, wo es hin sollte: Es wurde von den Viren zielgenau bei den motorischen Nervenzellen im Rückenmark abgeliefert. Die Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass ihre Muskelschwund-Therapie wohl auch bei allen Primaten funktioniert und damit vielleicht auch bei Menschen.