Wir brauchen unbedingt neue Bekämpfungsverfahren, fordern Experten: In einigen der am stärksten von Malaria betroffenen Gebieten der Welt sind die übertragenden Stechmücken resistent gegen die üblichen chemischen Insektizide geworden und lassen sich deshalb nicht mehr in Schach halten. Das Ziel, eine der schlimmsten Plagen der Menschheit zurückzudrängen, wird dadurch gefährdet. Millionen sind von der lebensgefährlichen Erkrankung betroffen – der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge fordert die Malaria jedes Jahr fast eine halbe Million Todesopfer.
Alternative Bekämpfungsverfahren sind gefragt
Anstatt erneut ein chemisches Insektenvernichtungsmittel zu entwickeln, bei dem Resistenz-Entwicklungen vorprogrammiert sind, setzten Forscher der University of Maryland in College Park auf biotechnologische Schlagkraft. Als Grundlage zur Entwicklung ihres gentechnisch aufgerüsteten Moskito-Killers verwendeten sie den Pilz Metarhizium pingshaensei, der natürlicherweise ausschließlich Moskitos befällt. Wenn Sporen diese Erregers auf die Stechmücken Anopheles gambiae und Aedes aegypti gelangen, keimen die Sporen aus und der Pilz durchwuchert das Insekt. Um eine tödliche Wirkungen zu entfalten, braucht der Parasit allerdings recht lange. Deshalb haben die Forscher Metarhizium pingshaensei auf gentechnischem Wege verschärft.
Sie haben den Pilz dazu mit mehreren Genen ausgestattet, die Nervengifte von Spinnen und Skorpionen produzieren. Sie machen den Mücken schon bald nach der Infektion den Garaus. Wie die Forscher erklären, stehen diese Gift-Gene aber unter der Kontrolle von genetischen Schaltern, die nur aktiv werden, wenn der Pilz in einer Stechmücke wächst. Giftig wird der Erreger also nur im Zielorganismus – es besteht somit keine Gefahr, dass etwa Menschen oder andere Lebewesen mit den Giften belastet werden, betonen die Wissenschaftler. Um den Pilz leichter erkennen zu können, statteten sie ihn zudem mit einem Gen für einen fluoreszierende Substanz aus, so dass er bei speziellem Licht leuchtet.
Biosicherheit?
In Tests an Stechmücken in einer abgeschlossenen Forschungseinrichtung hat der pilzliche Moskito-Killer bereits gezeigt, was er drauf hat: „Eine Spore reicht schon aus, um einen Moskito unschädlich zu machen“, sagt Co-Autor Brian Lovett. Den Untersuchungen zufolge hält der Pilz die Insekten auch sehr schnell davon ab, Blut zu saugen. Letztlich bedeutet das: Unsere Pilzstämme sind in der Lage, die Übertragung von Krankheiten um mehr als 90 Prozent nach nur fünf Tagen zu verhindern“, so Lovett.
Tests an Honigbienen bestätigten zudem, dass der Pilz keinerlei Gefahr für diese nützlichen Insekten darstellt. „Der Pilz macht Bienen gar nichts und ist auch für andere nützliche Arten harmlos“, betont Co-Autor Raymond St. Leger. „Außerdem wird das Gift ja nur im Insekt gebildet. Wir haben somit mehrere verschiedene Aspekte der Biosicherheit im System integriert“, so der Wissenschaftler. Er und seine Kollegen werden die Sicherheit des Konzepts nun aber auch noch weiter prüfen, bis dann schließlich Freilandversuche folgen sollen.
Abschließend hebt St. Leger noch einmal die Bedeutung des neuen Ansatzes hervor: „Die WHO hat die Insektizidresistenz als die größte Bedrohung bei der Moskitobekämpfung identifiziert, die nicht nur Malaria betrifft, sondern auch Krankheiten wie Dengue, Gelbfieber, virale Enzephalitis und Filariose. Im Gegensatz zu chemischen Insektiziden treffen Spinnen- und Skorpion-Toxine das Nervensystem der Insekten auf eine Weise, die keine Resistenzbildung ermöglicht“, so der Forscher. Allerdings haftet dem Konzept natürlich eindeutig ein Aspekt an, den viele Menschen kritisch betrachteten: Es handelt sich bei dem Moskito-Killer-Pilz um einen genetisch veränderten Organismus, der für seinen Zweck in der Umwelt verbreitet werden soll.