Jährlich untersuchen Forscher die Erregertypen, die auf der Welt entstanden sind und sagen voraus, welche dieser Erreger zu einer Grippewelle führen könnten. Ausgehend von diesen Ergebnissen legt die Weltgesundheitsorganisation dann zwischen Januar und Februar fest, welche Erreger zur Herstellung des Impfstoffs dienen sollen. Die Produktion des Impfstoffs übernehmen dann spezialisierte Firmen.
„Die Grundlage für die Herstellung des jährlichen Grippeimpfstoffs bilden Hühnereier“, sagt Haas. Die Grippeviren werden in die Eier injiziert und vermehren sich, bis sie schließlich isoliert werden können. Anschließend werden die Erreger noch gereinigt und unschädlich gemacht. Das geschieht mit chemischen Mitteln oder durch Hitze. Die Mischung von Bestandteilen der unterschiedlichen Viren dient dann als Impfstoff. Der ganze Ablauf nimmt in der Regel sechs Monate in Anspruch. In diesem Jahr dauert es allerdings ein wenig länger. „Einer der Erreger vermehrte sich dieses Jahr nicht so effektiv in den Hühnereiern, und so verzögerte sich die Produktion des Impfstoffs“, erklärt Haas.
Laut Johannes Löwer, dem Präsidenten des PEI, können wegen der erhöhten Nachfrage und der üblichen stufenweisen Lieferung der Grippeimpfstoffe nicht alle Impfungen sofort durchgeführt werden. Die Impfstoffmenge wird jedoch ausgereichen, um den Bedarf im Laufe der Impfsaison zu decken. Informationen zur Verfügbarkeit der Impfstoffe können bei den Grippeimpfstoffherstellern erfragt werden, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung des PEI und RKI.
Wenn der Impfstoff im Oktober schließlich auf den Markt kommt, sollten dann zuerst die Risikogruppen eine Impfung erhalten, empfiehlt Haas. Ein erhöhtes Risiko für schwere Komplikationen bei einer Grippeerkrankung tragen Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist. Dazu gehören chronisch Kranke, Asthmatiker, Menschen mit angeborenen und erworbenen Immunschwächen aber auch Menschen mit Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes.
Für Menschen über sechzig Jahre empfiehlt sich ebenfalls eine Impfung, denn ihr Immunsystem ist in der Regel schwächer als das von jungen Menschen. „Vierzig bis fünfzig Prozent dieser Risikopatienten lassen sich bisher jährlich impfen das ist zu wenig“, kritisiert Haas. „Dieser Prozentsatz sollte auf 75 Prozent steigen“. Eine zusätzliche Impfempfehlung gilt auch für Personen, die viel Umgang mit Menschen aus den Risikogruppen haben, wie beispielsweise das Personal von Seniorenheimen oder Krankenhäusern. Sie sind sowohl selbst einem höheren Risiko ausgesetzt als auch mögliche Überträger der Grippe. „Bei dieser Personengruppe liegt die Impfrate kaum höher als im Bevölkerungsdurchschnitt“, beklagt Haas. „Auch hier sollte mehr geimpft werden.“
Eine Grippeimpfung muss jedes Jahr neu durchgeführt werden, da sich die Grippeviren sehr schnell verändern. Die Heftigkeit einer Grippewelle ist von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich und hängt von den jeweiligen Eigenschaften des Virus ab. Im vergangenen Winter fiel die Grippewelle vergleichsweise schwach aus. In der Grippesaison zwischen 2004 und 2005 sah das allerdings ganz anders aus. Nach Angaben des RKI kostete diese Grippesaison 10.000 bis 15.000 Menschen das Leben, vor allem den Älteren und Kranken.
Zudem ist durch die vielen krankheitsbedingten Berufsausfälle ein beträchtlicher wirtschaftlicher Schaden entstanden. In diesem Zusammenhang sagt Haas: „Es spricht nichts dagegen, dass sich auch Menschen impfen lassen, die nicht zu den Risikogruppen gehören“. Da der Impfstoff nur aus toten Grippeviren beziehungsweise deren Bestandteilen besteht, entsteht keine Gefahr und die Nebenwirkungen sind gering. Nur bei einer Allergie gegen Hühnereiweiß ist Vorsicht geboten, da der Impfstoff durch die Produktion in den Hühnereiern noch geringe Rückstände enthalten kann. In diesem Fall sollte der Arzt auf die Allergie hingewiesen werden. In der Regel erstatten die Gesetzlichen Krankenkassen die Kosten der Grippeimpfung. Da die Regelungen in verschiedenen Bundesländern unterschiedlich sind, sollte man sich vor einer Impfung bei seinem Arzt oder seiner Krankenkasse erkundigen, wie die Kostenübernahme in der eigenen Region gehandhabt wird.