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Großer Lauschangriff für den Naturschutz

Erde|Umwelt

Großer Lauschangriff für den Naturschutz
Topher White von RainforestConnection (RFCx.org) installiert ein akustisches Aufnahmegerät hoch im Walddach. (Credit: Ben Von Wong /)

Da singt der Vogel „X“, da quakt der Frosch „Y“… und entfernt ist eine Motorsäge zu hören. Auswertungen von Tonaufnahmen können in idealer Weise Aufschluss über die Artenvielfalt und mögliche Umweltzerstörungen in tropischen Wäldern geben, sagen Forscher. Im Fachmagazin Science machen sie sich deshalb für die Etablierung eines internationalen akustischen Überwachungsprojekts stark.

Weltweit schrumpfen die Wälder und selbst wo sie noch stehen, sind sie oft bedroht: Durch die Aktivitäten des Menschen schwindet die Artenvielfalt in den empfindlichen Ökosystemen und auch invasive Tierarten machen sich mancherorts breit. Welches Ausmaß die Probleme erreichen und ob Schutzmaßnahmen Erfolge zeigen, ist bislang schwer zu erfassen. Satellitenbilder eignen sich dazu kaum: Sie können Entwaldungen aufzeigen – andere ökologische Beeinträchtigungen wie Überjagung, Feuer oder das Eindringen exotischer Arten lassen sich durch den Blick aus dem All hingegen nicht erkennen.

Alternative zur aufwendigen Feldforschung

Deshalb ist bislang Feldforschung angesagt: Begehungen und Datenerfassungen vor Ort sollen eine Einschätzung des Zustands von Wäldern ermöglichen. Doch diese Verfahren sind aufwendig sowie teuer und liefern oft auch keine objektiven Ergebnisse, sagen die Forscher um Zuzana Burivalova von der Princeton University. In diesem Zusammenhang erscheint ihnen zufolge nun die akustische Überwachung als eine sinnvolle Alternative. Die Aufzeichnung und Analyse tierischer und menschlicher Geräusche bietet demnach zahlreiche Vorteile und sollte deshalb konsequent als Methode der Untersuchung von Wäldern etabliert werden, meinen die Wissenschaftler.

Das Verfahren basiert auf kleinen Aufnahmegeräten, die an Bäumen befestigt werden. Sie verfügen je nach Typ über einen Sender und werden durch eine Solarzelle mit Energie versorgt. Wie die Forscher erklären, ist es mittlerweile durch die computergestützte Auswertung von Tonaufnahmen in Wäldern möglich, viele Tiere anhand ihrer charakteristischen Laute zu identifizieren. So sind Rückschlüsse über die Verbreitung von Vögeln, Säugetieren, Insekten und Amphibien möglich und auch über ihre Bestandsdichten. Darüber hinaus machen sich in den Tonaufnahmen auch die Aktivitäten von illegalen Holzfällern oder Jägern bemerkbar. Letztlich kann die akustische Überwachung somit wichtige Datenmengen in kurzer Zeit liefern. Verglichen mit der Feldforschung vor Ort ist das Verfahren deshalb kostengünstig und dennoch leistungsstark.

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Globale Organisation zur akustischen Überwachung

Eine umfangreiche akustische Überwachung ist allerdings auch mit einer Herausforderung verknüpft: Die enormen Datenmengen erfordern hohe Rechenleistung. Deshalb plädieren die Forscher nun dafür, eine globale Organisation zur akustischen Überwachung zu schaffen, die durch Vernetzungen eine starke Rechenleistung bietet. So lassen sich die gesammelten Daten auswerten und die Ergebnisse nutzen. „Neben der Messung der Wirksamkeit von Erhaltungsprojekten und der Überwachung der Einhaltung der Waldschutzverpflichtungen könnten vernetzte bioakustische Überwachungssysteme auch eine Fülle von Daten für die wissenschaftliche Gemeinschaft generieren“, sagte Co-Autor Rhett Butler von der Umweltnachrichtenagentur Mongabay.

Den Forschern zufolge kann die Bioakustik zudem dazu beitragen, die politischen Bemühungen zum Schutz der Wälder wirksamer durchzusetzen: Viele Unternehmen werden nun verpflichtet, Güter zu produzieren, ohne große Wälder zu zerstören. Die Bioakustik kann schnell und kostengünstig feststellen, inwieweit die Unternehmen diese Anforderung erfüllen. „Unternehmen verpflichten sich zum Waldschutz, aber diese Maßnahmen sichern nicht immer die Biodiversität, weil sich Aktivitäten wie Jagd, Habitatabbau und Unterholzbrände versteckt unter dem Blätterdach abspielen“, sagt Butler. Die Bioakustische Überwachung könnte deshalb nun eingesetzt werden, um Satelliten und andere Systeme zur Überwachung der Einhaltung dieser Verpflichtungen zu unterstützen“, sagt Butler.

Quelle: Princeton University, Science, doi: 10.1126/science.aav1902

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