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Großer Lauschangriff im Wasser

Erde|Umwelt

Großer Lauschangriff im Wasser
Delfine sind gute Zuhörer ? zumindest, wenn sie auf Reisen sind: Anstatt selber ständig Ultraschallrufe für ihr Sonar zu produzieren, lauschen die meisten Tiere beim Schwimmen in einer Gruppe lieber den Rufen eines Artgenossen und orientieren sich daran, haben Tübinger Forscher beobachtet. Auf diese Weise sparen die Meeressäuger einerseits Energie und vermeiden es andererseits, ein Wirrwarr verschiedener Orientierungslaute zu produzieren, das ihnen die Navigation erschwert.

Bereits in früheren Studien hatte es Hinweise darauf gegeben, dass Delfine nicht nur ihre eigenen Rufe für ihr Sonarsystem auswerten können, sondern auch die von Artgenossen. So stoßen einzelne Orcas beispielsweise sehr viel weniger Schreie aus, wenn sie in einer großen Gruppe schwimmen als in einer kleineren, und einem in Gefangenschaft lebenden Tümmler gelang es, Objekte anhand der Rufe eines anderen Delfins zu erkennen. In freier Wildbahn konnte der Lauschangriff jedoch bislang nicht nachgewiesen werden.

Aus diesem Grund beobachteten die Tübinger Forscher nun verschiedene Gruppen von Rauhzahndelfinen vor der Kanareninsel La Gomera. Diese Meeressäuger kennen zwei Arten zu reisen: Entweder schwimmen die einzelnen Tiere in einem losen Verbund mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten oder sie schließen sich zu einer Gruppe zusammen und stimmen Richtung und Geschwindigkeit ganz genau aufeinander ab. Offenbar lauschen die Delfine während dieses Synchronschwimmens tatsächlich ihren Artgenossen, entdeckten die Forscher: Schwammen die Tiere nämlich ungeordnet nebeneinander her, produzierten immer mehrere Individuen gleichzeitig die typischen Ultraschallrufe. In einer synchronen Gruppe war es dagegen fast immer nur ein Tier, das die Geräusche von sich gab.

Der enge Verbund und die synchronen Bewegungen sind ideal für solch ein System, in dem mehrere Tiere einen einzigen Ruf auswerten, schreiben die Forscher. Da die Schwimmrichtung gleich und der Abstand zum nächsten Artgenossen sehr gering ist, ist die Verzerrung des Echos von Tier zu Tier nur gering und außerdem leicht abschätzbar. Es sei allerdings möglich, dass die Delfine einfach einem der Gruppenmitglieder folgen, ohne sich um die Echos zu kümmern. Das müsse nun in weiteren Studien ausgeschlossen werden.

Thomas Götz ( Universität Tübingen) et al.: Biology Letters, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rsbl.2005.0407 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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