Gary Evans, Professor für Umweltpsychologie, und die Doktorandin Dana Johnson wählten nach dem Zufallsprinzip 40 Bürokräfte aus (alle weiblich und durchschnittlich 37 Jahre alt). Die Hälfte davon setzten die Psychologen in ruhige Büroräume, die andere Hälfte in Räume mit niedrigem, aber immer vorhandenem Geräuschpegel. Die Beobachtung beider Gruppen zeigte, dass die Versuchspersonen in den lauteren Räumen 40 Prozent seltener den Versuch unternahmen, technische oder fachliche Probleme zu lösen und nur halb so viele ergonomische Justierungen an ihrem Mobiliar oder ihrem Computer vornahmen wie die Vergleichsgruppe in den ruhigen Büros.
Das Verhalten der Bürokräfte in den offenen Büros stimmt mit dem Verhalten von Angestellten in wirklich lauten Arbeitsstätten überein. “Wir wissen noch nicht genau, warum das so ist”, erklärt Evans. “Ein Grund könnte sein, dass Menschen unter Stress sich auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren. Das führt beispielsweise zu einer geringeren Flexibilität beim Einbeziehen von Alternativen bei einem Entscheidungsprozess.”
Auch die Messung von Stresshormonen im Urin, den Epinephrinen, ergab, dass der Stress in den offenen, lauteren Büros für die Angestellten deutlich höher war als in den ruhigen, geschlossenen Räumen. Interessanterweise klagten die Angestellten in den geräuschvollen Büros selbst kaum über höheren Stress. “Aber nur weil Leute nicht darüber klagen, dass bestimmte Umweltbedingungen für sie negativ sind, können wir nicht annehmen, dass es keine Beeinträchtigung gibt”, meint Evans.
Stress ist eine Erscheinung, die längerfristig sehr ernste Erkrankungen nach sich ziehen kann, sagt der Umweltpsychologe. Stress kann zu Herzkrankheiten und Muskel-Knochen-Problemen führen. (Journal of Applied Psychology (Vol. 85, No. 5, pp. 779-783, 2000)
Doris Marszk