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Haarige Hoffnung

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Haarige Hoffnung
Der Drahtzieher des erblich bedingten Haarausfalls bei Männern ist identifiziert: Es handelt sich um ein Eiweiß namens Prostaglandin D2, hat jetzt ein US-Forscherteam entdeckt. Das Protein wird verstärkt in den betroffenen Bereichen der Kopfhaut gebildet und lässt dort die Haarwurzeln verkümmern, zeigen die Untersuchungen. Aus diesen Erkenntnissen könnten sich nun neue Behandlungsmöglichkeiten ergeben, hofft das Team um Luis Garza von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore.

Oft wollen es die Betroffenen nicht wahrhaben, wenn morgens auffallend viele Haare in der Bürste hängen ? bis der Schwund nicht mehr zu übersehen ist. Die Entwicklung einer Glatze ist für viele Menschen eine erhebliche psychische Belastung. Bei Männern ist dafür meist die sogenannte androgenetische Alopezie verantwortlich. 8 von 10 sind davon im Alter unter 70 Jahren betroffen. Bei ihnen setzt durch eine erbliche Veranlagung das männliche Geschlechtshormon Testosteron einen Prozess in Gang, der schließlich zum Haarverlust führt. Dabei verkürzt sich die Wachstumsphase der Haare zunehmend, bis nur noch kaum sichtbare Härchen übrigbleiben. Bei der androgenetischen Alopezie sind die Haare der seitlichen Kopfhaut in der Regel nicht betroffen, und es bildet sich der typische Haarkranz vieler Männer. Ursache dafür ist eine leicht unterschiedliche Genaktivität in der Haut der Kopfseiten und der Kopfoberseite.

Das Team um Luis Garza hatte sich in der aktuellen Studie systematisch auf die Suche nach dem gemacht, was die kahlen Stellen von den haarigen Kopfseiten unterscheidet. Ausgangsmaterial waren dabei Gewebeproben von betroffenen und von behaarten Stellen der Kopfhaut von Probanden mit androgenetischer Alopezie. Mit biotechnischen Methoden erstellten die Forscher daraus das jeweilige Profil der gebildeten Eiweiße in den unterschiedlichen Proben, um sie vergleichen zu können.

Ein Schlüsseleiweiß ist charakteristisch für die kahlen Bereiche

Auf diese Weise wurden Luis Garza und seine Kollegen auf das Prostaglandin D2 aufmerksam. Das Protein kommt auf der kahlen Kopfoberseite dreimal häufiger vor als an den Seiten, zeigten die Vergleiche. Um seine tatsächliche Bedeutung beim Haarverlust zu überprüfen, führten die Forscher anschließend Experimente mit im Labor kultivierten Gewebeproben der Kopfhaut durch. Der Wirkstoff zeigte dabei eindeutig sein kahlmachendes Potenzial, berichten die Forscher: Die Haarwurzeln in den Gewebeproben verkümmerten unter seiner Einwirkung.

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Weiteren Ergebnissen zufolge wirkt Prostaglandin D2 konkret auf einen bestimmten Rezeptor an den Zellen der Haarwurzeln ein. Er ist Teil eines Signalsystems, über das die Haarfollikel schließlich die Anweisung bekommen, die Haarproduktion einzustellen, erklären die Forscher. Genau hier wollen sie nun den Hebel ansetzen: Garza und seine Kollegen suchen aktuell nach Wirkstoffen, die den betreffenden Rezeptor blockieren. Dies könnte dabei helfen, Medikamente zu entwickeln, die den Haarverlust stoppen oder sogar wieder neue Haare sprießen lassen. Obwohl die Ergebnisse bisher nur für den typisch männlichen Haarausfall gelten, könnte Prostaglandin D2 den Forschern zufolge auch eine Bedeutung bei weiblichen Formen des Haarausfalls haben. Diesem Aspekt wollen sie nun in weiteren Untersuchungen nachgehen.

Luis Garza (Johns Hopkins University School of Medicine, Baltimore) et al.: Science Translational Medicine, Vol 4 Issue 126, 126ra34 © wissenschaft.de ? Martin Vieweg
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