Der vor fünf Jahren vorgestellten Studie folgten weitere Untersuchungen mit Schmerzpatienten, die zu ähnlichen Ergebnissen kamen. Zahlreiche Studien hingegen konnten keine heilende Wirkung von Magneten nachweisen. Und Skeptiker fragen immer wieder: Wie können so schwache magnetische Felder im menschlichen Körper eine Wirkung haben, wo er doch zum überwiegenden Teil aus nicht-magnetischen Stoffen besteht? Und warum sollte der Magnetismus ausgerechnet das Schmerzempfinden beeinflussen?
Man weiß es bis heute nicht. Am wahrscheinlichsten gilt für viele Forscher, dass magnetische Kräfte den Ionen-Haushalt verändern den Umsatz von geladenen Teilchen, die sich in den Zellen und Blutgefäßen bewegen. Das kann bei Stoffwechselvorgängen der Fall sein, oder wenn in den Nervenbahnen Signale übertragen werden. Auf diese Ionen wirkt dann die Lorentzkraft, die geladene Teilchen in einem Magnetfeld aus ihrer Bewegungsrichtung zieht. So könnten Magnetfelder die feinen Vorgänge in den Zellen mitbestimmen.
Diesen Zusammenhängen haben Wissenschaftler in einer stetig wachsenden Zahl von Studien nachgespürt, in denen sie die Wirkung sehr schwacher Magnetfelder auf Tiere untersuchen. Erst in diesen Wochen legten kanadische und italienische Forscher im renommierten Fachblatt „Proceedings of the Royal Society“ (B, Nr. 269, S. 193) eine Studie zur Schmerzempfindlichkeit von Mäusen vor. Dabei schirmten die Forscher das natürliche Magnetfeld der Erde mit speziellen Metallplatten ab. Dieses Magnetfeld umgibt und durchdringt die Erde, schützt vor Strahlung aus dem Weltall und zieht die Kompassnadel nach Norden. Schalteten die Forscher dieses Feld nahezu aus, zeigten sich die Tiere deutlich empfindlicher gegenüber Schmerzen. Um sicher zu gehen, wiederholten die Wissenschaftler die Untersuchungen in einem zweiten Labor das Ergebnis war dasselbe. Viele Forscher schließen jedoch aus, dass solche geringen Veränderungen des Magnetfelds eine messbare Wirkung auch auf den Menschen haben können. Die Expertenkommission ICNIRP der Weltgesundheitsbehörde WHO beispielsweise sieht als Grenze erst magnetische Flussdichten von mehr als 2 Tesla ein Wert, der um das vierzigtausendfache über dem Wert des natürlichen Magnetfelds liegt und immerhin noch vierzigmal größer ist als die Felder, denen etwa die Benutzer von Magnetkissen ausgesetzt sind. „Es gibt keinen plausiblen Wirkmechanismus“, meint Rüdiger Matthes vom Bundesamt für Strahlenschutz in München und Mitglied der Expertenkommission. Er sei daher „sehr, sehr skeptisch“, was den Nutzen von Produkten wie Magnetkissen, -decken oder -pflastern angehe.
Bei so vielen offenen Fragen hilft dem Patienten, der unter chronischen Schmerzen leidet und nun Linderung in einer Behandlung mit Magneten sucht, allenfalls ein pragmatischer Ansatz: Ausprobieren. Das rät beispielsweise Julia Nill, Gesundheitsberaterin bei der Verbraucherzentrale in Stuttgart. Wenn auch Magnetprodukte wissenschaftlich nicht anerkannt sind, gebe es doch viele Menschen, die dennoch gute Erfahrungen damit machen. Sie rät, vor dem Kauf teurer Produkte darauf zu bestehen, diese einige Wochen lang zu testen und sich erst danach zu entscheiden.
Ob die meist extrem teuren Decken, Kissen und Bandagen nun tatsächlich wirken oder nicht Eines zeigen nahezu alle Studien mit Schmerzpatienten: Viele fühlen sie nach einer Behandlung besser. Auf den Placeboeffekt ist eben doch am ehesten Verlass.