Auch Damhirsche können heiser werden: Das langanhaltende Röhren während der Brunftzeit lässt die Stimme der Tiere versagen, haben britische Forscher jetzt nachgewiesen. Zum Höhepunkt der Paarungszeit röhren die Hirsche bis zu dreitausend Mal pro Stunde ? und ihre körperliche Verfassung verschlechtert sich dabei stetig. Die Tiere werben mit ihren charakteristischen Rufen um Weibchen und wollen gleichzeitig andere Männchen vertreiben. Beobachtet haben Alan McElligott von der Queen-Mary-Universität in London und seine Kollegen die heiseren Damhirsche in Irland.
Die Forscher nahmen das Röhren der Damhirsche während der Paarungszeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang in drei aufeinanderfolgenden Jahren auf. Die Brunftzeit erreicht Ende Oktober ihren Höhepunkt, wenn die meisten Paarungen stattfinden und sich auch der Konkurrenzkampf zwischen den Männchen verschärft. Die Tonhöhe der Rufe war zu Beginn und am Ende der Brunft am höchsten, zur Hauptzeit dagegen am tiefsten, beobachteten die Wissenschaftler. Sie sahen einen ähnlichen Effekt auch bei Menschen, die ihre Stimme über eine längere Zeit einsetzen, wie etwa Lehrer oder Schauspieler.
Die Länge der Schreie nimmt bei den Hirschen mit fortschreitender Brunft ab, vermutlich aufgrund der Erschöpfung der Tiere, glauben die Forscher. Während der Paarungszeit fressen die Damhirsche wenig, röhren und kämpfen viel, wodurch die Männchen bis zu einem Viertel ihres Körpergewichts verlieren. Durch die Veränderung der Rufe könnten andere Hirsche erkennen, wie geschwächt der Konkurrent ist, und dann entscheiden, ob sie ihn zum Kampf herausfordern, erläutern die Forscher. Sie nehmen an, dass dieses Phänomen auch bei anderen Tieren weit verbreitet sein könnte, die ähnliche Strategien in der Paarungszeit verfolgen und bei denen die Männchen kontinuierlich an Kondition einbüßen.
Alan McElligott (Queen-Mary-Universität, London) et al.: Animal Behaviour, Online-Vorabveröffentlichung ddp/wissenschaft.de ? Bele Boeddinghaus