Der Magenkeim Helicobacter pylori kann vom Magen in die Blutbahn gelangen, hat ein schwedisch-amerikanisches Forscherteam entdeckt. Der Erreger, der normalerweise für die Bildung von Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüren verantwortlich ist, könnte daher auch andere entzündliche Krankheiten wie Rheuma oder Arterienverkalkung auslösen.
Helicobacter pylori lebt an der Magenwand und kann dort Magenschleimhautentzündung und als Folge davon Magengeschwüre und sogar Krebs auslösen, hatten australische Forscher bereits in den 1980er Jahren herausgefunden. Doch ebenso, wie sich das Bakterium an Zellen in der Magenwand anheften kann, kann es sich auch an rote Blutkörperchen hängen, stellte die Forschergruppe um Aspholm jetzt fest. Dies geschieht, indem Eiweiße auf der Oberfläche des Bakteriums an Moleküle andocken, die sowohl auf Magenwandzellen als auch auf roten Blutkörperchen vorkommen.
Einmal in die Blutbahn gelangt, könnte das Bakterium zu entzündlichen Erkrankungen mit bisher unbekannter Ursache beitragen, vermuten Aspholm und ihre Kollegen. So könnte es beispielsweise eine Rolle bei Gelenkrheumatismus und Arterienverkalkung spielen.
Sowohl die Zellen der Magenschleimhaut als auch die verschiedenen Helicobacter-Stämme haben jedoch unterschiedliche Eigenschaften. Dies könnte erklären, warum sich die Bakterien bei manchen Menschen besser an die Magenschleimhaut anheften können als bei anderen. Etwas Ähnliches könnte auch gelten, wenn das Bakterium in die Blutbahn gelangt und hierdurch andere Zellgruppen erreicht, vermuten die Forscher. Wie und in welchen Fällen Helicobacter pylori zu chronisch-entzündlichen Erkrankungen führt, wollen sie als nächstes untersuchen.
Marina Aspholm (Umea University) et al.: PLoS Pathogens, Bd. 2, Nr. 10, S. e110, doi: 10.1371/journal.ppat.0020110 ddp/wissenschaft.de ? Christine Amrhein