Bei Frauen werden die Symptome eines Herzinfarkts viel seltener erkannt als bei Männern. Sowohl die Patientinnen selbst als auch Laien, die zu Rate gezogen werden, denken trotz typischer Beschwerden meist nicht an Herzprobleme. Diese Fehlinterpretation beruht offenbar darauf, dass in der Gesellschaft nach wie vor die Meinung herrscht, Herzinfarkte beträfen nur Männer fortgeschrittenen Alters. Das berichten René Martin und ihre Kollegen von der Universität in Iowa im Fachmagazin Health Psychology (Bd. 23, Nr. 4).
In ihrer Studie befragten die Wissenschaftler 109 Männer und 46 Frauen, die einen Herzinfarkt erlitten hatten. Etwa sechzig Prozent der Teilnehmer hatten während des Anfalls ihre Beschwerden jedoch nicht auf einen Herzinfarkt zurückgeführt, sondern an andere gesundheitliche Probleme wie beispielsweise Magen-Darm-Komplikationen gedacht. Dabei lag der Anteil der Frauen, die die Symptome fehlinterpretierten, wesentlich höher als der der Männer. Ein Großteil der Patienten hatte sich außerdem bei Freunden und Verwandten aufgrund der Beschwerden Rat geholt. Auch hier wurde weiblichen Patienten viel seltener geraten, wegen Herzproblemen zum Arzt zu gehen als Männern.
Die Forscher führen das Ergebnis dieser Umfrage auf die gemein hin fälschliche Annahme zurück, nur Männer im fortgeschrittenen Alter würden typischerweise einen Herzinfarkt erleiden. Die Wissenschaftler halten es daher für besonders wichtig, die Bevölkerung besser über das Thema Herzinfarkt aufzuklären, denn je schneller die Behandlung erfolgt, desto größer sind die Heilungschancen. Laut der amerikanischen Studie suchen Menschen, die das Gefühl haben, tatsächlich an Herzproblemen zu leiden, etwa doppelt so schnell einen Arzt auf wie ahnungslose Patienten.
ddp/bdw ? Kathrin Lengfellner