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Hilfreiches Imitieren

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Hilfreiches Imitieren
Wer den Akzent des Gesprächspartners imitiert, versteht sein Gegenüber besser. Das haben Sprachforscher in einer Studie herausgefunden, in der sie Freiwillige mit einem vollständig ausgedachten niederländischen Dialekt konfrontierten. Ergebnis: Diejenigen, die die Anweisung bekamen, den Tonfall nachzuahmen, konnten einen anschließend gehörten Text deutlich besser verstehen als die anderen Probanden. Die Studie zeigt, dass das Nacheifern anderer die zwischenmenschliche Kommunikation stärkt und fördert, so die Wissenschaftler. Übertreiben sollte man dabei allerdings nicht: Wer den Akzent eines anderen zu demonstrativ nachahme, löse bei diesem schnell das Gefühl aus, er werde auf den Arm genommen, schreibt das Team um Patti Adank von der University of Manchester im Fachjournal „Psychological Science“.

In Gesprächen mit anderen neigen Menschen dazu, ihr Gegenüber zu imitieren: Sie ahmen deren Körperhaltung, die Mimik, die Aussprache oder andere Eigenheiten nach. Dieses Verhalten signalisiert nicht nur die eigene Aufmerksamkeit für die Worte des Gesprächspartners, sondern steigert auch das Einfühlungsvermögen, haben bereits mehrere Studien gezeigt. Welche Wirkung das Nacheifern auf das Verständnis hat, war bisher allerdings unklar. Die Wissenschaftler wollten daher herausfinden, ob das Nachahmen eines unbekannten Akzents dabei hilft, den Gesprächspartner besser zu verstehen.

In ihrer Studie hatten die Forscher vorab getestet, wie gut jeder der insgesamt 120 Studienteilnehmer einen ihnen völlig unbekannten Dialekt verstehen konnte. Sie verwendeten dafür eine künstliche Sprachvariante, um sicherzustellen, dass keiner der Probanden im Vorteil war. Die Wissenschaftler spielten ihnen dann 100 Sätze vor und teilten die Versuchspersonen in Gruppen, die unterschiedliche Aufgaben erfüllen sollten: Während eine der Gruppen die Sätze lediglich hörte, gaben andere Probanden das Gehörte mit eigenem Akzent wieder. Wieder andere sollten den Text in dem fremden Dialekt wiederholen.

Im Anschluss an das Training überprüften die Wissenschaftler, wie gut die Probanden der einzelnen Gruppen den vorher unbekannten Akzent verstehen konnten. Ergebnis: Die Studienteilnehmer, die den Akzent des Gehörten nachgeahmt hatten, waren gegenüber den anderen Teilnehmern deutlich im Vorteil und konnten nach der kurzen Trainingsphase den vorher unbekannten Dialekt viel besser verstehen.

Die Studie zeigt, dass das Imitieren anderer den Austausch mit den Mitmenschen stärkt – durch ein besseres Verständnis der gesprochenen Sprache. „Wenn jemand mit sehr starkem Akzent spricht, dann verstehen wir ihn besser, wenn wir seinen Akzent nachahmen und so sprechen wie er“, resümiert Adank. Zwar empfänden es viele als unangenehm, wenn man ihren Akzent in einem Gespräch imitiert. Doch wenn das Gehirn die Stimme unbewusst verstellt, um sich dem Gegenüber anzupassen und ihn so besser verstehen zu können, dann ist das eine durchaus clevere Strategie, sagt die Forscherin.

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Patti Adank (University of Manchester) et al.: Psychological Science, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1177/0956797610389192 dapd/wissenschaft.de ? Peggy Freede
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