Um nun zu untersuchen, ob koordiniertem Verhalten auch synchronisierte Hirnaktivitäten zugrunde liegen, wählten Lindenberger und sein Team daher folgerichtig ein Gitarrenduett. Ihre Versuchsanordnung: Zwei Spieler saßen sich genau gegenüber und bekamen von einem Metronom einen Rhythmus vorgegeben. Anschließend gab einer von ihnen ein Startzeichen, und beide begannen unisono ein etwa 20 Sekunden langes Melodienfragment zu spielen. Währenddessen zeichnete ein Elektroenzephalograf mit Hilfe von auf der Kopfhaut befestigten Elektroden die Hirnströme der beiden Spieler auf. Zusätzlich registrierten zwei Mikrophone zeitgleich die Gitarrentöne.
Vor allem die Spannungsschwankungen mit niedrigen Frequenzen, die im vorderen Kopfbereich und mitten auf dem Kopf aufgezeichnet wurden, waren zwischen den Spielern stark synchronisiert, berichten die Forscher. Dort liegen unter anderem die Hirnareale, die Sinneseindrücke verarbeiten, Bewegungen koordinieren und das Verhalten anderer registrieren und interpretieren. Zusätzlich gab es noch synchronisierte Muster in Schläfen- und Scheitellappen des Gehirns, die vermutlich auf die Wahrnehmung, Produktion und Wertschätzung von Musik zurückgehen.
Eine zentrale Frage lasse sich anhand der aktuellen Ergebnisse allerdings nicht zufriedenstellend beantworten, schreiben die Forscher: Entsteht die Übereinstimmung der Hirnströme, weil beide Musiker ähnlich auf die gleichen Reize reagieren? Oder ist diese Reaktion nur der Auslöser, der eine umfassendere Synchronisation einleitet, die unter anderem auf der sozialen Wechselwirkung zwischen den beiden basiert? Das soll nun in weiteren Studien geklärt werden.