Räumliche Erinnerungen werden im Gehirn als eindeutige Muster abgespeichert, haben britische Forscher herausgefunden. Diese Muster sind sogar so gut reproduzierbar, dass die Forscher in Tests mit Freiwilligen an ihnen erkennen konnten, wo in einem virtuellen Raum sich die Versuchspersonen aufhielten. Die Wissenschaftler hielten dazu die Aktivität im Hippocampus mit einem Magnetresonanz-Tomographen fest. Nach Ansicht von Eleanor Maguire und ihrem Team wird die Tatsache, dass räumliche Erinnerungen als eindeutige neuronale Muster im Hirn abgespeichert werden, künftig wesentlich zum Verständnis von Krankheiten wie Alzheimer beitragen.
In den Versuchen sollten sich die Probanden vorstellen, entweder in einem grünen oder einem blauen Raum zu stehen und zwar jeweils an einer von vier festgelegten Positionen. Es standen also insgesamt acht Möglichkeiten zur Auswahl. Gleichzeitig machten die Forscher mit einem Magnetresonanz-Tomographen (MRT) die Hirnaktivität der Probanden sichtbar, indem sie die Durchblutung der unterschiedlichen Hirnareale maßen. Nach der Auswertung der MRT-Daten mit Hilfe eines von Maguire entwickelten Computeralgorithmus konnten die Forscher eindeutig feststellen, wo sich die Versuchspersonen befanden.
In früheren Studien war Maguire bereits zu dem Ergebnis gelangt, dass sogenannte Platzzellen im hinteren Bereich des Hippocampus beim Navigieren, Erinnern und Planen zukünftiger Handlungen eine Schlüsselrolle spielen. Die Größe dieses Bereichs hängt dabei offensichtlich davon ab, wie stark er beansprucht wird: Londoner Taxifahrer müssen, um ihre Lizenz zu erhalten, nahezu den gesamten Stadtplan auswendig können. Bei Untersuchungen mit einem Magnetresonanz-Tomographen zeigte sich, dass die Taxifahrer über einen im hinteren Teil vergrößerten Hippocampus verfügen ? der jedoch wieder schrumpft, wenn sie sich einige Zeit im Ruhestand befinden.
Die Erkenntnis, dass der Hippocampus räumliche Erinnerungen als eindeutige Muster abspeichert, ist nach Einschätzung der Wissenschaftler besonders für die Erforschung von Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen von Bedeutung: Diese gehen mit Gewebeschwund im Hippocampus einher. Zudem sei zu erwarten, dass Forscher künftig auch anderen Erinnerungen anhand ihrer charakteristischen neurologischen Muster auf die Spur kommen.
Eleanor Maguire (Universität London) et al.: Current Biology, Bd. 19, Nr. 7 ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht