Dazu befragten sie insgesamt 69 Raucher und ehemalige Raucher mit Verletzungen des Gehirns zu ihrem Rauchverhalten. Bei 19 der Probanden war unter anderem die Insula betroffen, während die anderen 50 Gehirnverletzungen ohne Beteiligung dieses Areals hatten. Die Wahrscheinlichkeit für ein spontanes Verschwinden des Drangs zur Zigarette war bei den Insula-Patienten deutlich höher als bei den anderen, zeigte die Auswertung. Allerdings war der Effekt nicht 100-prozentig: Sechs der Insula-Patienten hatten das Rauchen auch nach ihrer Hirnschädigung nicht aufgegeben.
Die Insula empfängt Signale aus dem Körper und hilft vermutlich dabei, sie in subjektive Empfindungen wie Hunger oder Schmerz umzusetzen, erklären die Forscher. Da Rauchen verschiedene Körperregionen und -funktionen beeinflusst, wie etwa die Durchblutung, die Atemwege und das hormonelle Gleichgewicht, vermittelt die Insula möglicherweise eine Art Vorfreude auf diese Effekte und löst damit den Drang zum Rauchen aus. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich der Einfluss einer geschädigten Insula nicht auf das Rauchen beschränkt, sondern auch andere erlernte Gewohnheiten wie beispielsweise das Trinken betrifft. Auf das Essverhalten habe die Schädigung dagegen keinen Einfluss gehabt ? vermutlich deshalb, weil es sich hier um ein lebenswichtiges und nicht um ein erlerntes Verhalten handelt.
Bei der Entwicklung von Wirkstoffen, die an dieser Schlüsselregion angreifen, sei es wichtig, die Insula nicht vollkommen stillzulegen, sondern nur die unerwünschten Effekte zu beeinflussen, erklären die Forscher. Ein Patentrezept ist aber auch das nicht, denn eine Sucht entsteht durch ein komplexes Zusammenwirken verschiedener Hirnareale und -funktionen. Die neue Entdeckung sei daher nur ein weiteres Steinchen in diesem Puzzle, so die Wissenschaftler.