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HIV-Heilmittel in Sicht?

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HIV-Heilmittel in Sicht?
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Elektronenmikroskopische Aufnahme des Hi-Virus. Wikipedia, gemeinfrei
Eine HIV-Infektion ist heute kein Todesurteil mehr – die sogenannte Hochaktive Antiretrovirale Therapie kann den Ausbruch der Immunschwäche AIDS effektiv verhindern. Doch leider kann sie die Infektion nicht komplett ausradieren: Das HI-Virus schlummert nur – wenn Patienten nicht täglich teure Medikamente schlucken, breitet sich der Erreger wieder aus. Doch möglicherweise ist nun eine Therapie in Sicht, die auch dem letzten Virus-Nest im Körper den Garaus machen kann: Mit einem speziellen Impfstoff ist es Forschern gelungen, die Affen-Version des HI-Virus aus dem Körper von Versuchstieren komplett zu eliminieren. Ein entsprechender HIV-Impfstoff hat Chancen auf einen ähnlich bahnbrechenden Erfolg beim Menschen, sagen die Forscher. Klinische Studien könnten in etwa zwei bis drei Jahren beginnen.

Die Forscher um Louis Picker von der Oregon Health & Science University in Portland

konnten mit der neuen Therapieform das sogenannte Simian Immunodeficiency Virus (SIV) bei Rhesusaffen erfolgreich bekämpfen und sogar ausradieren. Es handelt sich bei diesem Erreger um ein Virus, das dem menschlichen HI-Virus weitgehend entspricht. Es ist sogar noch aggressiver: Bei Rhesusaffen führt SIV bereits nach etwa anderthalb Jahren zum Ausbruch von AIDS, wohingegen HIV bei unbehandelten Menschen meist etwa zehn Jahre benötigt, um die Immunschwäche auszulösen.

 

Die Entwicklung eines leistungsfähigen Impfstoffes gegen HIV hat sich bisher als problematisch herausgestellt. Der Effekt einer Impfung besteht darin, das Immunsystem gegen den Erreger gleichsam aufzuwiegeln: Durch die Gabe von harmlosen Bestandteilen eines Viruses bekommt das Immunsystem ein Feindbild. So kann es die Erreger erkennen, sie bekämpfen und sogar infizierte Zellen abtöten. Doch im Fall von HIV hat sich dieses Konzept bisher als wenig erfolgreich herausgestellt. Das Virus kann das alarmierte Immunsystem immer wieder austricksen und sich unsichtbar machen. Mit dem neuen Impfstoff-System der Forscher ist das aber offenbar nicht der Fall.

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Das eigene Immunsystem beseitigt die Erreger-Nester

 

Bei ihrer Strategie nutzen die Forscher als Überbringer der eigentlichen HIV-Impfung die Infektionskraft eines anderen Virus: die des Zytomegalievirus (ZMV). Mit gentechnischen Verfahren haben sie DNA-Sequenzen des SI-Virus ins Erbgut dieses Zytomegalievirus integriert. Wenn diese Virus-Chimären Zellen infizieren, zwingen sie diese, fortwährend harmlose Bausteine des Afffen-AIDS-Erregers zu produzieren. Dadurch wird das Immunsystem fortlaufend mit den SI-Virus-Eiweißen konfrontiert. Das regt es nachhaltig an, SI-infizierte Zellen zu zerstören. Auf diese Weise werden die Brutstätten des Erregers im Körper nach und nach ausgemerzt, so der Wirkmechanismus.

 

Die Forscher gaben im Rahmen der Studie 16 Versuchstieren den Impfstoff. Anschließend infizierten sie diese mit dem SI-Virus. Den Untersuchungen zufolge konnte sich der Erreger anfangs zwar ausbreiten, bei neun Tieren begann dann aber das Immunsystem die Oberhand zu gewinnen und die Erreger zu vernichten. Nun, nach anderthalb Jahren, sind die Tiere immer noch virenfrei, zeigten umfangreiche Analysen. Die Forscher wollen nun herausfinden, was passiert, wenn man den Impfstoff bereits infizierten Tieren verabreicht. Zeigen sich dann auch noch ähnliche Effekte, handelt es sich eindeutig um eine Heilung.

 

„Unser Impfstoff mobilisierte eine Immunantwort, die bei über der Hälfte der Versuchstiere die SI-Viren nicht nur zurückdrängen, sondern sogar ganz aus dem Körper verbannen konnte“, resümiert Picker. „Wir sind zuversichtlich, dass die Kombination von Zytomegalievirus und HIV zu einem ähnlichen Ergebnis beim Menschen führen könnte“, ergänzt er. Dem Forscher zufolge wird die Entwicklung eines entsprechenden Impfstoffes noch etwa zwei bis drei Jahre dauern. Dann könnten erste Tests am Menschen beginnen. Es gibt also Grund zur Hoffnung, dass die Krankheit, die so viel Leid über die Menschheit gebracht hat, eines Tages heilbar sein wird.

 

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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