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Hoffnung für COPD-Patienten?

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Hoffnung für COPD-Patienten?
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Bei COPD werden die Lungenbläschen zerstört und dadurch sinkt die Lungenfunktion gefährlich ab (NIH)
Husten, Atemnot und zäher Schleim – wer unter der Chronisch Obstruktiven Lungenerkrankung COPD leidet, für den ist bisher keine Heilung in Sicht. Jetzt gibt es aber zumindest Hoffnung auf ein Mittel, das das Fortschreiten dieser im Endstadium tödlichen Lungenkrankheit verhindert. Denn ein Mittel gegen Osteoporose hat sich in Versuchen mit Mäusen als wirksame Bremse für COPD erwiesen, wie japanische Forscher berichten. Der große Vorteil: Weil der Wirkstoff schon auf dem Markt ist, ist seine Verträglichkeit bereits belegt. Noch allerdings muss sich zeigen, ob der Wirkstoff auch beim Menschen anschlägt.

Die Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung COPD ist unter den großen Volkskrankheiten vermutlich eine der am meisten unterschätzten. Denn vielen ist sie nicht einmal bekannt, obwohl an dieser im Volksmund auch Raucherlunge genannten Krankheit weltweit rund 600 Millionen Menschen leiden. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO gehört sie nach Herzinfarkt und Schlaganfall zur dritthäufigsten Todesursache weltweit. COPD-Betroffene leiden typischerweise unter Husten, Auswurf und zunehmender Atemnot, ausgelöst durch entzündliche Veränderungen an den Bronchien und Lungenbläschen. Im Spätstadium blähen sich die Lungenbläschen so stark auf, dass sie kaum mehr Sauerstoff an das Blut übertragen können – man spricht dann von einem Emphysem. Heilen lässt sich COPD in diesem Stadium nicht mehr, daher suchen Forscher nach Möglichkeiten, ein Fortschreiten der Krankheit möglichst schon im Frühstadium zu verhindern.

Bisphophonate gegen übereifrige Fresszellen

Manabu Ueno von der Gunma University in Maebashi und seine Kollegen haben für ihre Studie einen Ansatz gewählt, der auf bestimmte Immunzellen in den Lungenbläschen zielt. „Diese alveolaren Makrophagen sind wichtige Akteure bei einer COPD, weil sie eine ganze Reihe von entzündungsfördernden Molekülen produzieren“, erklären die Forscher. Je mehr dieser Makrophagen ein COPD-Patient in der Lunge hat, desto schwerer ist seine Krankheit. Um einen Wirkstoff gegen diese überaktiven Immunzellen zu finden, machten sich die Wissenschaftler auf die Suche – aber nicht bei Mitteln gegen Entzündungen oder Lungenkrankheiten, wie man annehmen würde, sondern in einem auf den ersten Blick völlig anderen Bereich der Medizin: bei Präparaten gegen Osteoporose. Denn die dafür eingesetzten stickstoffhaltigen Bisphosphonate hemmen nicht nur den Abbau von Knochenzellen, sie können auch Makrophagen im Knochengewebe ausbremsen. Ob diese Medikamente auch gegen die alveolaren Makrophagen der Lunge wirken, haben die Forscher nun im Experiment überprüft.

Für ihre Studie nutzten die Forscher einen Mäusestamm, bei dem sie ein COPD-ähnliches Lungenemphysem auslösten – einmal auf chemische Weise und einmal mittels Zigarettenrauch.  Ein Teil der Tiere erhielt am 7. und 14. Tag danach eine Inhalation mit dem Wirkstoff Alendronat – einem stickstoffhaltigen Bisphosphonat, das schon seit längerem als Osteoporose-Mittel auf dem Markt ist. „Die verabreichte Konzentration lag bei 0,33 bis 3,25 Mikrogramm pro Maus – was mit der typischen Einnahme beim Menschen von fünf Milligramm pro Tag vergleichbar ist“, sagen die Forscher. Diese Behandlung zeigte deutliche Wirkung: Das Alendronat hemmte die Vergrößerung der Lungenbläschen – und dies schon nach einmaliger Inhalation. Wie weitere Untersuchungen ergaben, beruht diese Wirkung darauf, dass der Wirkstoff die Menge der alveolaren Makrophagen in der Lunge der Tiere senkt. Er treibt die Abwehrzellen quasi in den Zell-Selbstmord, wie Ueno und seine Kollegen berichten. Dadurch reduziert er auch die Produktion entzündlicher Botenstoffe, die die COPD vorantreiben.

Noch sind weitere Studien nötig, um herauszufinden, ob und wie gut die Ergebnisse auf menschliche COPD-Patienten übertragbar sind, betonen die Forscher. Dennoch sehen sie durchaus gute Chancen dafür. Sollte sich dies bewahrheiten, kommt dem Wirkstoff zugute, dass er bereits als Medikament auf dem Markt ist.  Das könnte die Zulassung deutlich abkürzen. Zudem sei er leicht zu verabreichen und gut verträglich, wie die Forscher erklären.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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