Eine Hormonersatztherapie mit Östrogenen kann das Risiko von Herz- und Gefäßerkrankungen von Frauen nach der Menopause vermindern. Versuche mit Affen haben jetzt aber ergeben, dass dieser Schutzeffekt bei bereits fortgeschrittener Arteriosklerose nicht mehr erzielt wird. Das berichtete Mary Anthony von der Wake Forest University am Dienstag auf der Jahrestagung des American College of Cardiology in Winston-Salem.
Die Wissenschaftler fütterten weibliche Affen zwei Jahre lang mit fettreicher Nahrung. Je nach Ausmaß der dadurch verursachten
Arteriosklerose teilten sie die Tiere in drei Gruppen ein. Sie entfernten die Eierstöcke, um die Menopause auszulösen und behandelten die Hälfte der Affen drei Jahre lang mit Östrogenen. Schließlich kontrollierten die Forscher erneut den Zustand der Arterien. Erwartungsgemäß waren die Blutgefäße der behandelten Tiere insgesamt weniger geschädigt als die der Kontrollen.
Aber in der Gruppe der Affen mit den anfangs gesündesten Blutgefäßen hatten sich die Ablagerungen im Vergleich zu den nicht behandelten Tieren um 85 Prozent verringert. Dagegen zeigten die Tiere mit anfangs bereits stärker ausgeprägter Arteriosklerose nur geringfügige oder gar keine Verbesserungen. „Das stimmt mit zwei anderen Studien überein, die ergaben, dass ein Hormonersatz bei bereits herzkranken Frauen den Krankheitsverlauf nicht mehr verzögert“, sagte Anthony.
Die Ergebnisse zeigen, dass der Zeitpunkt des Therapiebeginns für den Erfolg entscheidend ist. „Eine Östrogenbehandlung hat dann die größte Chance, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen, wenn sie in der Anfangsphase der Arteriosklerose beginnt“, sagte Anthony. Frauen sollten daher mit Östrogenen versorgt werden, sobald ihre eigene Hormonproduktion nachzulassen beginnt.
Joachim Czichos