Wissen wird bei Delfinen nur in der weiblichen Linie weitergegeben. So lernen junge Delfinweibchen den Gebrauch von Werkzeugen zur Nahrungssuche ausschließlich von ihrer Mutter. Er ist ihnen nicht, wie bisher angenommen, angeboren, hat ein internationales Forscherteam bei der Analyse von Berichten über eine Delfingruppe herausgefunden. Alle Weibchen, die diese Jagd-Strategie anwenden, sollen zudem vom selben Vorfahren abstammen, vermuten die Wissenschaftler.
Für ihre Studie werteten die Wissenschaftler Aufzeichnungen über einen Zeitraum von 14 Jahren über das Verhalten von
Großen Tümmlern (Tursiops truncatus) in der Shark Bay in Westaustralien aus. Elf verschiedene Strategien zur Nahrungssuche konnten bei dieser Delfinpopulation beobachtet werden. Nur bei einer Taktik jedoch wurde zur Futtersuche ein Werkzeug verwendet: Der Delfin nimmt dabei einen
Schwamm vom Meeresgrund auf und trägt ihn auf seiner geschlossenen Schnauze, um damit im sandigen Boden nach Fischen zu suchen. Bislang war aber nicht klar, weshalb nur einige Delfine ? und zudem fast ausschließlich Weibchen ? auf diese Art ihre Beutetiere suchen.
Die Forscher um Krützen untersuchten nun das Erbgut von 13 Delfinen, die mit Schwämmen ihre Nahrung suchten, und verglichen es mit dem von 172 Delfinen, die keine Schwämme verwendeten. Das Ergebnis: Das Verhalten wird offenbar nicht, wie bislang angenommen, genetisch vererbt. Auch ein Einfluss des Lebensraumes auf diese Art der Nahrungssuche könne ausgeschlossen werden. Die jungen Delfinweibchen würden dieses Verhalten vielmehr von ihren Müttern lernen, erklären die Wissenschaftler. Dass Tümmler fähig sind, das Verhalten ihrer Artgenossen und sogar von Menschen nachzuahmen, ist schon länger bekannt. Sie scheinen in diesem Gebiet sogar besser zu sein als Affen.
Aufgrund der genetischen Untersuchungen vermuten die Forscher eine relativ enge Verwandtschaft aller Delfine, die mithilfe von Schwämmen ihre Beute ausfindig machen. Deshalb würden wahrscheinlich alle diese Tiere von einem einzigen Weibchen abstammen, welches die Biologen deshalb als „Delfin-Eva“ bezeichnen.
Michael Krützen ( Universität von New South Wales, Sydney) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI:10.1073/pnas.0500232102
ddp/wissenschaft.de ? Katharina Schöbi