Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Impfen: Herdenimmunität heißt das Schlagwort

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Impfen: Herdenimmunität heißt das Schlagwort
17-03-06 Impf.jpg
Die Impfbereitschaft muss hoch bleiben, damit das Konzept funktioniert. (Foto: Remains/iStock)
„Das kann ich nicht bekommen – ich bin geimpft“! Doch wer sich immunisieren lässt, schützt nicht nur sich selbst vor Ansteckung: Da Geimpfte eine Krankheit nicht mehr verbreiten, profitiert auch der Rest der Gesellschaft – Herdenimmunität heißt der Fachbegriff. Nun haben Forscher untersucht, ob die Vermittlung dieses Prinzips die Impfbereitschaft stärken kann, denn auch das Gegenteil könnte der Fall sein. Offenbar ist unter bestimmten Umständen ein positiver Effekt zu verzeichnen, der sich möglicherweise in der Impfaufklärung nutzen lässt, berichten die Forscher.

Impfungen rotteten einst die Pocken aus und weisen bis heute einige Infektionskrankheiten wie Polio oder Masern in die Schranken. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass die Impfbereitschaft jeder einzelnen Person einen Einfluss auf die anderen in der Gesellschaft hat. Denn: Infektionskrankheiten, die nur Menschen befallen, brauchen Überträger. Wenn genügend Menschen geimpft sind, reißen die Übetragungsketten ab und Krankheiten können sogar ganz ausgerottet werden. Dieser sogenannten Herdenimmunität liegt also das Musketier-Prinzip zu Grunde: Einer für alle – alle für einen.

Entsteht Nutznießer-Denken?

Doch aktuelle Entwicklungen untergraben diesen Mechanismus: Impfmüdigkeit macht sich breit, warnen Experten. Deshalb sei bessere Aufklärung gefragt, um die Impfbereitschaft zu stabilisieren. Bisher wird in Aufklärungsmaterialien allerdings meistens nur der persönliche Vorteil von Impfungen betont. Der Gemeinschaftsnutzen wird hingegen selten ausreichend erklärt. Der Gedanke dahinter: Möglicherweise schadet Bewusstsein über diesen Aspekt des Impfens sogar der Bereitschaft. Denn Menschen könnten nutznießerisch denken: „Sollen sich doch die anderen impfen lassen – ich bin dadurch ja dann auch geschützt“. Ob das der Fall ist, haben nun die Forscher um Cornelia Betsch von der Universität Erfurt untersucht.

Sie haben dazu Online-Versuche mit mehr als 2.000 Teilnhemern aus sechs verschiedenen Ländern und kulturellen Hintergründen durchgeführt (Südkorea, Vietnam, Hongkong, USA, Deutschland und die Niederlande). Die Probanden bekamen im Rahmen einer Art Szenario-Spiel Informationen über eine hypothetische Erkrankung in ihrer Gesellschaft und den Gad der Durchimpfung in der Bevölkerung. Anschließend sollten sie angeben, ob sie sich impfen lassen würden oder nicht. Einem Teil der Probanden wurde außerdem der Mechanismus der Herdenimmunität vermittelt: Eine Untergruppe bekam dazu Texte zu lesen, die das Thema verdeutlichten. Eine weitere erfuhr das Prinzip in einer Art interaktivem Online-Spiel.

Interaktive Vermittlung wirkt am besten

Die Autoren untersuchten bei allen Probanden zunächst den Effekt eines virtuellen Szenarios, bei dem eine hochinfektiöse Erkrankung grassiert. Bei diesem Szenario war die Bereitschaft zur Impfung generell sehr hoch und die Vermittlung der Vorteile der Herdenimmunität zeigte kaum steigernden Effekt – unabhängig von kulturellen Hintergrund der Probanden.

Anzeige

Interessanterweise war dies beim Szenario mit einer weniger ansteckende Krankheit anders. Wie zu erwarten war, war die Bereitschaft zur Impfung zwar generell kleiner als beim hoch ansteckenden Szenario. Doch in diesem Fall brachten Informationen über den Effekt der Herdenimmunität einen deutliche Effekt, vor allem bei den Probanden aus westlichen Kulturen. Besonders effektiv war dabei das interaktive Onlinespiel zur Verdeutlichung der Bedeutung der Herdenimmunität.

In jedem Fall zeigte die Studie unterm Strich: Die Bedenken, die Informationen könnten zu nutznießerischen Haltungen und damit zu Impfmüdigkeit führen, scheinen unbegründet.  Clever rübergebracht kann hingegen auch die Vermittlung des Effekts der Herdenimmunität Impfbereitschaft fördern. In Informationskampagnen zur Bedeutung von Impfungen lässt sich dieser Aspekt demanch gut integrieren. Die Botschaft „einer für alle – alle für einen“ scheint anzukommen.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

fo|to|tro|pisch  〈Adj.〉 = fototrop; oV phototropisch … mehr

Leucht|dich|te  〈f. 19; Opt.〉 von einer Lichtquelle pro Flächeneinheit ausgestrahlter Lichtstrom, gemessen in Candela/cm 2 mehr

Ko|a|gu|lum  〈n.; –s, –gu|la; Med.〉 Blutgerinnsel [<lat. coagulum … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige