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Impfung macht's möglich: Immun gegen Gebärmutterhalskrebs

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Impfung macht's möglich: Immun gegen Gebärmutterhalskrebs
Eine Impfung kann Frauen nun vor Gebärmutterhalskrebs schützen. Die Krankheit wird durch Viren ausgelöst, die hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr übertragen werden. Der Impfstoff richtet sich gegen diese Erreger und sollte möglichst vor dem ersten sexuellen Kontakt verabreicht werden. So empfiehlt die Impfkommission am Robert-Koch-Institut nun die Impfung für alle Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren. Die Immunisierung schützt jedoch nur in rund siebzig Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs. Deshalb bleiben Vorsorgeuntersuchungen weiter notwendig.

Weltweit erkranken jedes Jahr rund 470.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, allein in Deutschland gibt es 2.500 Todesfälle. Das soll sich jetzt ändern: Das so genannte Zervixkarzinom ist die erste Krebserkrankung, vor der ein Impfstoff schützen kann. Seit vergangenem Oktober bieten deutsche Apotheken den Impfstoff an. In einer aktuellen Veröffentlichung hat die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) nun auch eine offizielle Empfehlung ausgesprochen. Demnach sollen alle Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren geimpft werden.

Eine solche Impfung ist deshalb möglich, weil die Krebserkrankung durch Viren ausgelöst wird: Diese so genannten humanen Papillomaviren (HPV) werden beim Geschlechtsverkehr übertragen und sind üblicherweise ungefährlich. „Papillomaviren sind sehr verbreitet, die meisten Menschen infizieren sich im Laufe des Lebens mit diesen Viren. Normalerweise ist die Infektion allerdings harmlos, nur in einigen Fällen wird sie chronisch und verursacht dann nach vielen Jahren Krebs“, erklärt Lutz Gissmann vom Deutschen Krebsforschungszentrum die Wirkung des Virus. Der Wissenschaftler war maßgeblich an der Entwicklung des Impfstoffs beteiligt, der nun die Möglichkeit eröffnet, dem Gebärmutterhalskrebs genauso durch eine Impfung vorzubeugen, wie es bei der Kinderlähmung oder der Grippe schon lange gängig ist.

„Der Schutz ist dann am sinnvollsten, wenn noch keine Infektion mit HPV stattgefunden hat – also vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Deshalb sollten sich jetzt gezielt Mädchen und junge Frauen impfen lassen“, erklärt Gissmann. Der Einführung des Impfstoffs ging eine mehrjährige Studie voraus, an der über 25.000 Frauen teilnahmen. Die Untersuchung kam zu einem eindeutigen Ergebnis: Die Impfung schützte die Teilnehmerinnen vollständig vor einer Infektion mit den beiden gefährlichsten Typen des Papillomavirus. Auch Nebenwirkungen traten so gut wie nicht auf. „Im Prinzip ist das wie bei der Grippeimpfung“, erklärt Gissmann, „Rötungen an der Einstichstelle oder selten auch mal leichte Fieberreaktionen, ansonsten gibt es keine Risiken“.

Die Impfung ist eine klassische Injektion in den Oberarm und erfolgt in drei Schritten. Wie lange der Schutz anhält, ob die Impfung also aufgefrischt werden muss, wird sich noch zeigen, sagt Gissmann. Die Kosten einer Impfung sind relativ hoch: Rund fünfhundert Euro kostet die Immunisierung. Da jetzt aber die offizielle Impfempfehlung der Impfkommission vorliegt, werden die Kosten bei Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Einige Kassen übernehmen jedoch auch die Kosten der Impfung bei Frauen außerhalb dieser Altersgruppe. Eine Ausweitung des Impfprogramms auf Jungen und Männer, um die Ausbreitung des Virus langfristig weiterer einzudämmen, steht momentan noch zur Diskussion.

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Einen absoluten Schutz vor Gebärmutterhalskrebs bietet die Impfung allerdings nicht. „Der Impfstoff richtete sich nur gegen die beiden wichtigsten Typen des Papillomavirus“, erklärt Gissmann. „Insgesamt gibt es 14 Varianten, die im Zusammenhang mit Gebärmutterhalskrebs stehen. Das heißt, wir können mit dem Impfstoff nur höchstens siebzig Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verhindern. Deshalb bleiben Vorsorgeuntersuchungen weiter wichtig“, betont Gissmann.

Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs war bisher die Früherkennung im Rahmen der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. Dabei werden die Zellen des Gebärmutterhalses mittels eines Abstrichs auf Veränderungen untersucht. Mit Papillomaviren infizierte Zellen durchlaufen über mehrere Jahre verschiedene Vorstufen, bevor Krebs entsteht. Bei rechtzeitiger Diagnose können diese Vorstufen meist erfolgreich behandelt werden.

„Leider gibt es diese regelmäßigen Voruntersuchungen nur in den Industrieländern“, bedauert Gissmann. Deshalb ist die Zahl der erkrankten Frauen in den Entwicklungsländern besonders hoch. Gerade hier könnte die Impfung also ein Segen sein. Doch der hohe Preis des Impfstoffs steht dem entgegen. „Wir am deutschen Krebsforschungszentrum und auch andere Forschungseinrichtungen arbeiten derzeit daran, einen kostengünstigeren Impfstoff zu produzieren. Wir hoffen, so auch irgendwann die Länder versorgen zu können, die den Impfstoff besonders dringend benötigen“.

ddp/wissenschaft.de – Martin Vieweg
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