Die Ergebnisse beruhen auf Versuchen mit insgesamt 16 Affen, die in drei Gruppen eingeteilt wurden. Zunächst entfernten die Wissenschaftler bei allen Tieren die Eierstöcke. Dann transplantierten sie das Gewebe in deren Unterarme. Bei der ersten Gruppe wurde lediglich das Gewebe transplantiert, bei der zweiten kam zusätzlich ein Wachstumsfaktor zum Einsatz. Bei den Affen der dritten Gruppe übertrugen die Forscher lediglich normales Fettgewebe. Deren Eierstöcke wurden eingefroren und erst zu einem späteren Zeitpunkt in die Unterarme übertragen.
In der ersten Gruppe bildeten fünf der sechs Affen voll funktionsfähige Eierstöcke aus. In ihnen reiften Eier heran, die für eine ex-vitro Befruchtung hätten entnommen werden können. In der Gruppe mit dem Wachstumsfaktor verlief das Experiment bei zwei der fünf Affen erfolgreich. Das gleiche Ergebnis erhielten die Forscher in der dritten Gruppe, in der den Affen das gefrorene Gewebe übertragen wurde. Die Ergebnisse bestätigten sich im Laufe der Experimente durch entsprechende Messungen der Hormonspiegel.
Dass diese Methode offenbar auch auf den Menschen anwendbar ist, zeigt die Studie von Kutluk Oktay vom Weill Medical College der Cornell University. Er berichtete von einer 35-jährigen Krebspatientin, der ihr eigenes Eierstockgewebe in den Unterarm transplantiert wurde. Auch hier kam es zur Heranreifung von Eiern, deren künstliche Befruchtung bisher allerdings erfolglos blieb.
Diese Methode ist im Prinzip nicht neu, allerdings findet sie erst jetzt Eingang in die Reproduktionsmedizin. Dies liegt insbesondere an den immer höheren Überlebenschancen krebskranker Frauen. „Wir befinden uns immer noch im Versuchsstadium“, meint Oktay, „es ist schon ziemlich aufregend, wenn man das Gewebe der Eierstöcke auf derart einfache Weise transplantieren kann.“ Schnorr hofft, dass in Zukunft immer weniger Frauen die Unfruchtbarkeit fürchten müssen. So könnte ihnen das Gewebe vor einer Operation oder Chemotherapie entnommen und später wieder eingepflanzt werden.
Joachim Schüring und Annual Meeting of the American Society for Reproductive Medicine, 21.-26. Oktober 2000 in San Diego