Bei einer Bakterieninfektion werden Patienten auf der Intensivstation Antibiotika nach starren Richtlinien verabreicht. Französische Forscher haben nun nachgewiesen, dass sich mit der Messung des Biomarkers Procalcitonin im Blut die Medikamentierung präzise an die individuellen Befindlichkeiten anpassen lässt. Damit schränkt sich die Verwendung von Antibiotika ein und die Resistenz gegen die Bakterienkiller verlangsamt sich.
Procalcitonin ist eine Vorstufe des Hormons Calcitonin. Mit dem Procalcitonin-Test unterscheiden die Mediziner Virus- von bakteriellen Infektionen, eine präzise Messung der Procalcitonin-Konzentration im Blut wird bisher aber nur eingesetzt, um bei einem Verdacht auf Blutvergiftung den Grad der Ansteckung festzustellen. Die nun vom Team um Michel Wolff vom Hôpital Bichat-Claude-Bernard in Paris vorgestellte Studie belegt, dass sich der Test generell eignet, um bei Infektionen durch Bakterien in Intensivstationen die erforderliche Menge an Antibiotika festzulegen.
Dazu wurden zwei jeweils 300 Personen umfassende Gruppen von Intensivpatienten verglichen, die Bakterieninfektionen aufwiesen: Die erste Gruppe bekam das Antibiotikum nach der gängigen Richtlinie zugeteilt, die zweite nach einer Bestimmung des Procalcitonin-Werts, also meist in niedrigeren Mengen. Bei der Sterblichkeitsrate der Intensivstation-Patienten ergaben sich keine Unterschiede. Doch der Procalcitonin-Gruppe konnten generell niedrige Mengen verabreicht werden und an drei Tagen wurde ihnen das Antibiotikum vollständig erspart. Die Wissenschaftler beziffern die Kosten für eine Procalcitonin-Analyse mit rund zehn Euro, die Tageskosten einer Antibiotikum-Behandlung mit 114 Euro.
Michel Wolff (Hôpital Bichat-Claude-Bernard, Paris) et al.: Online-Vorabveröffentlichung Lancet, doi: 10.1016/S0140-6736(09)61879-1.