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Influenza mag es kalt und trocken

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Influenza mag es kalt und trocken
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Warum sich Influenza-Viren, hier unter dem Elektronenmikroskop, bei Kälte besser übertragen lassen, ist bislang unklar. Bild: CDC Public Health Image Library
Grippeviren verbreiten sich in trockener kalter Winterluft besser als unter warmen und feuchten Bedingungen. Das haben amerikanische Forscher mit Hilfe von Meerschweinchen gezeigt, die sie unter unterschiedlichen Bedingungen mit Influenza-A-Viren infiziert hatten ? dem Virus also, das auch beim Menschen die echte Grippe hervorruft. Der Einfluss von Temperatur und Luftfeuchtigkeit ist damit zumindest ein Teil der Erklärung für das jahreszeitenabhängige Muster, in dem Grippewellen fast immer auftreten, so die Forscher. Wie genau der Effekt zustande kommt, können sie allerdings noch nicht sagen.

Sowohl auf der Nord- als auch auf der Südhalbkugel der Erde treten Infektionen mit dem Influenza-Virus vom Herbst bis in den späten Winter häufiger auf als zu allen anderen Jahreszeiten. Warum das so ist, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Diskutiert werden unter anderem Faktoren wie Veränderungen des Immunsystems, die in der dunklen Jahreszeit beispielsweise durch das Schlafhormon Melatonin oder einen Mangel an Vitamin D verursacht werden. Auch Verhaltensmuster kämen als Ursache infrage, da sich Menschen im Winter beispielsweise häufiger in engem Kontakt mit anderen in geschlossenen Räumen aufhalten. Ebenfalls als mögliche Einflussgrößen galten bereits seit längerem Umweltfaktoren wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

Diese beiden Größen spielen tatsächlich eine wesentliche Rolle für die Verbreitung der Tröpfcheninfektion, konnten die Wissenschaftler nun zeigen: Meerschweinchen steckten sich bei 5 Grad Celsius eher bei ihren infizierten Artgenossen an als bei 20 oder 30 Grad. Auch eine niedrige Luftfeuchtigkeit von 20 Prozent begünstigte die Ausbreitung der Viren, während es bei Luftfeuchtigkeiten von über 80 Prozent überhaupt keine Ansteckungen mehr gab.

Für diesen Effekt gibt es mehrere mögliche Erklärungen, schreiben die Forscher. So trocknet trockene Luft die Schleimhäute der Atemwege aus und verursacht dabei möglicherweise kleine Schäden, die den Viren das Eindringen erleichtern. Es gebe jedoch auch Hinweise darauf, dass sich die Viren bei hoher Feuchtigkeit schneller zersetzen. Zudem bleiben die Tröpfchen, mit denen die Erreger transportiert werden, in trockener Luft feiner verteilt als in feuchter. Die Kälte könnte außerdem dazu führen, dass sich der Nasenschleim verdickt und die Schleimhäute nicht mehr so effizient schützen kann. Das Immunsystem der Tiere war durch die niedrige Temperatur jedenfalls nicht beeinträchtigt, erklären die Wissenschaftler. Sie wollen nun mit Hilfe eines Datenvergleichs überprüfen, ob sich der Verlauf von Grippewellen beim Menschen anhand von Wetterdaten verfolgen lässt.

Anice Lowen (Mount Sinai School of Medicine, New York) et al.: PLoS Pathogens, Bd. 3, Nr. 10, Artikel e151 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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