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Inselleben macht Vögel schlauer

Erde|Umwelt

Inselleben macht Vögel schlauer
Der auf Neuseeland heimische Maorischnäpper hat im Vergleich zu seinen Verwandten einen ziemlich großen Kopf. (Foto: Jon Sullivan)

Das Leben auf einer Insel inmitten des Ozeans ist in vielen Punkten anders als das auf dem Festland. Diese Spezialbedingungen kurbeln die Evolution an, wie das berühmte Beispiel der Galapagos-Finken und ihrer Schnäbel zeigt. Forscher haben nun einen weiteren Inseleffekt aufgedeckt: Inselbewohnende Vögel haben größere Gehirne als ihre engsten Verwandten auf dem Festland. Womöglich geht mit dieser anatomischen Anpassung eine gesteigerte kognitive Flexibilität einher – und damit ein entscheidender Überlebensvorteil.

Inseln gelten als natürliches Labor für Evolutionsbiologen. Die Entwicklung von Tier- und Pflanzenarten nach dem Prinzip der natürlichen Selektion läuft hier mitunter schneller und sichtbarer ab als auf dem Festland. So war es die erstaunliche Vielfalt der Finken auf den Galapagos-Inseln, die den Naturforscher Charles Darwin einst zu seiner Theorie über die Mechanismen der Evolution inspirierte. Neben der teils extremen Auffächerung in hoch spezialisierte Arten gibt es jedoch noch andere, für Inseln typische Evolutionsmuster: Zum Beispiel bleiben große Wirbeltiere fernab des Festlands in der Regel kleiner und Vögel büßen nicht selten an Flugfähigkeit ein. „Zwar ist die Allgemeingültigkeit solcher Muster noch immer umstritten. Klar scheint aber, dass durch die speziellen ökologischen Bedingungen bestimmte Selektionsdrücke auf Inseln stärker wirken als auf dem benachbarten Festland“, schreiben Ferran Sayol vom Forschungsinstitut CREAF in Barcelona und seine Kollegen.

Gehirngrößen im Blick

Der Kea ist für seine Intelligenz bekannt – und hat eines der größten Gehirne unter den Papageienvögeln. (Foto: Jon Sullivan)

Die Wissenschaftler haben nun untersucht, ob sich dieser Effekt womöglich auch auf die Gehirngröße von Vögeln auswirkt. Denn auffällig ist: Sowohl die Neukaledonienkrähe, als auch die Hawaiikrähe und der Spechtfink neigen zum Werkzeuggebrauch und stellen sich in dieser Hinsicht deutlich geschickter an als ihre Verwandten – und all diese Vögel sind auf ozeanischen Inseln zuhause. Für ihre Studie werteten die Forscher Daten zur Gehirngröße von 11.554 Individuen 1.931 unterschiedlicher Vogelarten aus. 110 dieser Spezies waren Insulaner, der Rest Kontinentalbewohner. Dabei zeichnete sich tatsächlich ein deutlicher Trend ab: Auf Inseln lebende Arten hatten im Verhältnis zur Körpergröße im Durchschnitt ein größeres Gehirn als ihre engsten Verwandten vom Festland.

Diese Unterschiede sind Sayol und seinen Kollegen zufolge klar auf evolutionäre Prozesse auf den Inseln zurückzuführen. Doch warum das Ganze? Sie vermuten, dass das Leben auf der Insel mehr Flexibilität und Erfindergeist erfordert. Verschlechtern sich beispielsweise die Lebensbedingungen, können betroffene Tiere auf einem Stück Land inmitten des Ozeans nicht so einfach ausweichen. Sie sind daher gezwungen, auf begrenztem Raum andere, raffiniertere Überlebensstrategien zu entwickeln. Dies gelingt Individuen mit besonderer kognitiver Leistungsfähigkeit womöglich besser. „Die natürliche Selektion könnte eine verstärkte Flexibilität in Form von größeren Gehirnen fördern“, schreiben die Forscher. „Wenn wir herausfinden wollen, warum manche Wirbeltiere sich auf Inseln so erstaunlich diversifiziert haben, müssen wir auch die Evolution des Gehirns betrachten“, schließen sie.

Quelle: Ferran Sayol (CREAF, Barcelona) et al., Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-018-05280-8

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