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Intelligenz aus tausend Genen

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Intelligenz aus tausend Genen
Das Intelligenzgen schlechthin gibt es nicht. Vielmehr scheint sich der erbliche Anteil der Intelligenz aus vielen kleinen Beiträgen einer großen Zahl von Genen zusammenzusetzen, legt eine Studie britischer Forscher nahe. Zwar gelang es ihnen darin, sechs Genvarianten zu identifizieren, die eng mit der Ausprägung der geistigen Fähigkeiten zusammenhängen. Doch selbst die einflussreichsten davon sind jeweils für weniger als ein halbes Prozent der individuellen Variationen im Intelligenzspektrum verantwortlich, entdeckte das Team um Robert Plomin vom Londoner King’s College. Demnach hängt die kognitive Leistungsfähigkeit wohl nicht von einem einzigen oder dem Zusammenspiel einiger weniger Mastergene ab.

Plomin und seine Kollegen nahmen für ihre Studie das Erbgut und die geistige Leistungsfähigkeit von 7.000 Siebenjährigen unter die Lupe. In der ersten Stufe verglichen sie mehr als 500.000 Erbgutregionen von den Kindern, die bei den Intelligenztests am besten abgeschnitten hatten, mit denen, die am schlechtesten gewesen waren. Aus den Hunderten von Treffern bei diesem Vergleich kristallisierten sich insgesamt 47 Varianten heraus, die sehr stark mit der Intelligenz der Kinder korrelierten. Genau diese 47 Gene untersuchten die Forscher in der zweiten Stufe bei 3.195 Kindern, die das gesamte Intelligenzspektrum abdeckten. Das Ergebnis waren sechs Genregionen, deren Varianten klar mit der geistigen Leistungsfähigkeit der Kinder in Beziehung standen.

Eine statistische Auswertung brachte allerdings Ernüchterung: Alle sechs Gene zusammen bestimmen lediglich etwas mehr als ein Prozent der individuellen kognitiven Fähigkeiten. Da frühere Studien jedoch gezeigt hatten, dass mindestens die Hälfte der Unterschiede zwischen einzelnen Menschen genetisch bedingt ist, muss nach Ansicht der Forscher noch eine Vielzahl bislang unbekannter Gene beteiligt sein. „Wenn wir die größten abgeschöpft haben und die nur für ein Prozent der Varianz verantwortlich sind, dann haben wir noch einen langen Weg vor uns“, kommentiert Plomin das Ergebnis. Für das bemerkenswerteste Resultat der Studie hält er daher auch die Entdeckung, dass es eben keine großen Effekte einzelner Gene gibt.

Wirklich überraschend ist das nicht, kommentieren andere Wissenschaftler im „New Scientist“: „Intelligenz ist eine Funktion der Art und Weise, wie das Gehirn zusammengesetzt ist, und mindestens die Hälfte unseres Genoms trägt auf die eine oder andere Weise zur Gehirnfunktion bei. Das bedeutet, dass Tausende von Genen zusammenarbeiten müssen, um ein menschliches Gehirn zu bauen“, erklärt etwa der Psychologe Gary Marcus von der New York University. Das bedeute jedoch nicht, dass Intelligenz nicht vererbbar sei, mahnt sein Kollege Stephen Pinker von der Harvard-Universität ? schließlich gebe es viele verschiedene Wege, auf denen Gene die Intelligenz beeinflussen können.

New Scientist, 1. Dezember, Seite 16 Originalarbeit: Lee Butcher (Londoner King’s College) et al.: Genes, Brain and Behavior, Onlinevorabveröffentlichung, DOI: 10.1111/j.1601-183X.2007.00368.x ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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