Zur Überraschung der Forscher waren alle gefundenen Tiere Weibchen: Mitten in dem grünlichen Wurzelgeflecht befand sich bei Tieren jeder Größe ein großer Sack voller Eier. Bei genauerem Hinschauen entdeckten Rouse und seine Kollegen jedoch auch die Männchen:Sie sind mikroskopisch klein, leben im Körper der Weibchen und sind offenbar nie über das Larvenstadium hinausgekommen.
“Diese Würmer scheinen das ökologische Äquivalent von Löwenzahn zu sein”, staunte Ko-Autor Robert Vrijenhoek vom Monterey Bay Aquarium Research Institute. “Sie wachsen rasch, produzieren viele Eier, so dass der Nachwuchs sich in alle Richtungen ausbreiten kann wie Unkraut.” Diese Strategie ist sinnvoll, da die Würmer auf tote Wale als Lebensraum angewiesen sind. Ist ein Kadaver verbraucht, sterben sie. Vorher müssen sie genug Eier oder Larven produzieren, die mit der Meeresströmung davon schwimmen und irgendwann eine neue Walleiche kolonisieren.
Durch Studien des Erbguts der Tiere fanden die Forscher heraus, dass der letzte gemeinsame Vorfahr der beiden Osedax-Arten vor 42 Millionen Jahren lebte, ungefähr zu der Zeit, als auch die ersten Wale im Meer auftauchen. Durch die DNA-Analyse konnten die Forscher auch die Verwandschaftsverhältnisse der Würmer klären: Die beiden Arten sind mit Röhrenwürmern verwandt, die an heißen Tiefseequellen leben. Diese Tiere besitzen ebenfalls keinen Mund und keinen Darm und leben mit Bakterien in Symbiose, die sich von Schwefelwasserstoff ernähren. Die neu entdeckten Würmer sind allerdings die ersten bekannten Tiere, die eine Gemeinschaft mit Fett spaltenden Mikroben bilden.