Ratten können zwischen Holländisch und Japanisch unterscheiden: Sie erkennen die Sprachen am Rhythmus und der Intonation. Das haben spanische Wissenschaftler gezeigt. Bisher war neben dem Menschen nur bei Tamarinaffen diese Fähigkeit nachgewiesen worden, berichten Juan Toro vom Parc Cientific in Barcelona und seine Kollegen im Fachmagazin Journal of Experimental Psychology: Animal Behavior Processes (Ausg. 31, Nr. 1, S. 95).
Die Wissenschaftler teilten ihre Testratten in eine japanische und eine holländische Gruppe. Sie trainierten beide Gruppen darauf, beim Ertönen eines Fünf-Sekunden-Satzes einen Hebel zu drücken. Tiere, die im Training nur Japanisch hörten, reagierten nicht auf Holländisch. Umgekehrt drückte die holländische Gruppe nur beim holländischen Satz auf den Hebel, nicht aber beim japanischen. Auch als die Wissenschaftler den Test um neue Sätze erweiterten, konnten die Ratten zwischen den beiden Sprachen unterscheiden. Die Tiere hatten jedoch Probleme bei der Spracherkennung, wenn verschiedene Menschen den Satz sprachen.
Bisher hatten Wissenschaftler die Fähigkeit, Sprachen voneinander zu unterscheiden, nur beim Menschen und den Tamarinaffen beobachten können. Mit dieser Studie gelang es Forschern zum ersten Mal, diese Eigenschaft auch bei Nicht-Primaten nachzuweisen. Erst eine weitere Studie mit Singvögeln könne klären, ob sich diese Gabe ausschließlich auf Säugetiere beschränke, erklärt Juan Toro. Die Fähigkeit der Spracherkennung sei beim Menschen die Voraussetzung für das Erlernen einer Sprache. Da dies bei Ratten nicht der Fall sei, handle es sich hier wohl um ein Nebenprodukt generell hochentwickelter Wahrnehmungsfähigkeiten.
ddp/bdw ? Birgit Buchroithner