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Kampf gegen die Malaria

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Kampf gegen die Malaria
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Eine Anopheles-Mücke beim Stich. Credit: prep4md/www.flickr.com
Der Feind kommt in der Nacht. Dann suchen sich die weiblichen Moskitos der Gattung Anopheles ihre Opfer und saugen deren Blut. Dabei transportieren sie eine Geißel, die die Menschheit schon seit frühesten Zeiten begleitet: den tödlichen Parasiten Plasmodium, der über den Mückenstich in die Blutbahn des Opfers gerät und für die Infektion mit der Krankheit Malaria verantwortlich ist. Jedes Jahr sterben etwa 1,5 bis 2 Millionen Menschen an dem Fieber. Wissenschaftler haben immer neue Ideen entwickelt, um die tödliche Krankheit zu stoppen – trotz mehrerer hoffnungsvoller Ansätze jedoch bisher ohne durchschlagenden Erfolg.

Über Jahrzehnte lang war Chloroquin das Mittel der Wahl, um eine ausgebrochene Malariaerkrankung zu behandeln. Doch in Asien und Südamerika entwickelten sich Resistenzen gegen den Wirkstoff, die sich schnell verbreiteten. Auch für den als besonders schlagkräftig gepriesene Wirkstoff Artemisinin wurden im vergangenen Jahr in Kambodscha Resistenzen beobachtet. „Dadurch, dass man das Artemisin-Derivat zuweilen allein verabreicht hat und nicht in Kombination mit anderen Medikamenten, kam es leichter zum Auftreten von Resistenzen“, erklärt Johannes Friesen vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin. Inzwischen gibt es gar multiresistente Stämme, gegen die derzeit kein wirksames Medikament existiert. „Welche Medikamente die Artemisininpräparate ersetzen können, ist die große Frage“, sagt Forscher.

Auch die Entwicklung eines Impfstoffes gestaltet sich aus mehreren Gründen äußerst schwierig. Zum einen ist der Lebenszyklus des Parasiten hochkomplex mit einer Vielzahl an verschiedenen Lebensstadien. Auf diese Weise kann der Malariaerreger immer wieder der Eliminierung durch das Immunsystem seines Wirtes entkommen. Zudem gibt es weltweit auch viele verschiedene Stämme des Plasmodium-Erregers. „Wenn man einen Stamm aus Asien isoliert, sind die Erkennungsstrukturen für das Immunsystem anders als bei einem Isolat aus Südamerika oder Afrika“, erklärt Christian Epp vom Department für Infektiologie des Universitätsklinikum Heidelberg. Die Forscher müssen sich daher auf die wenigen bei allen Erregern identischen Strukturen beschränken, was die Impfstoffentwicklung ungemein erschwert.

Genetisch veränderte oder durch Bestrahlung abgeschwächte Erreger könnten zukünftig als Lebendimpfstoff dienen. „Im Moment wird dieses Prinzip in ersten Test am Menschen erprobt, das kann sehr spannend werden“, erklärt Epp. Auch Johannes Friesen und seine Kollegen können Fortschritte im Kampf gegen die verheerende Krankheit verzeichnen. Kürzlich gelang es ihnen, Mäuse mit lebenden Parasiten unter gleichzeitiger Antibiotika-Prophylaxe langfristig gegen den Parasitenbefall zu immunisieren. Nun sollen die Ergebnisse im Feldversuch durch die Verteilung von Antibiotika bestätigt werden.

Als bislang aussichtsreichster Kandidat für einen Impfstoff gilt das Protein „RTS,S“. Ein Präparat mit dieser Verbindung befindet sich momentan in der klinischen Prüfung. In vorangegangenen Testphasen konnte bereits das Risiko einer Malariaerkrankung bei den Versuchsteilnehmern um 53 Prozent verringert werden. Nun erproben die Wissenschaftler den potenziellen Impfstoff in großem Maßstab. In der letzten Phase, bevor die Zulassung beantragt werden kann, wird die Wirksamkeit des Präparats bei zwei Gruppen von Kindern in Afrika untersucht. Insgesamt ist die Impfung von bis zu 16.000 Säuglingen und Kleinkindern geplant. Verläuft diese Studie erfolgreich, könnte schon im Jahr 2012 ein Zulassungsantrag für den Impfstoff zum Einsatz bei Kindern im Alter von 5 bis 17 Monaten gestellt werden. „RTS,S“ ist der momentan am weitesten fortgeschrittene Impfstoff, an dem gearbeitet wird“, bestätigt Epp.

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„Doch ein mittelmäßig wirksamer Impfstoff wäre keine Wunderwaffe“, erklärt Friesen. Nach wie vor bestünden die wirksamsten Kontrollstrategien darin, es gar nicht erst zu einem Moskitostich kommen zu lassen. In den vergangenen Jahren wurden verstärkt insektizidbehandelte Bettnetze an die Bevölkerung in Malariagebieten verteilt, was die örtlichen Gesundheitsbehörden vor immense logistische Herausforderungen stellt. Zudem müssen die Netze in regelmäßigen Zeitabständen immer wieder neu imprägniert werden. Auch plant die WHO, zukünftig wieder verstärkt das Insektizid DDT einzusetzen, um die Ausbreitung der krankheitsübertragenden Moskitos einzudämmen.

Zudem ist die Früherkennung einer Erkrankung von größter Bedeutung für den Heilungserfolg. Der größte Feind im Kampf gegen Malaria bleibt aber die Armut. „Es ist leider immer noch eine soziale Frage, ob man an Malaria verstirbt oder nicht“, erklärt Friesen, „In den betroffenen Gebieten haben Menschen aus gehobeneren Verhältnissen einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung: Viele ärmere Menschen fallen der Krankheit zum Opfer, da sie sich schlicht und einfach den Bus ins Krankenhaus nicht leisten können.“ Auch fehle in vielen Gebieten eine geeignete Gesundheitsinfrastruktur, zudem stellen gefälschte Medikamente ein großes Problem dar.

Von ddp-Korrespondent Gwydion Brennan
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