Weniger Komplikationen durch Durchblutungsstörungen
Die anschließenden Auswertungen der Forscher zeigten, dass Tiere, die vor der Operation die eiweißarme Diät erhalten hatten, deutlich weniger Schäden durch die Operation davongetragen hatten: Die protein- und aminosäurefrei ernährten Mäuse überlebten alle, bei der Kontrollgruppe starben dagegen 40 Prozent an den Folgen der Operation. Konkret war bei den Versuchstieren der Diät-Gruppe das Risiko für eine Minderdurchblutung oder vollständigen Durchblutungsausfall von Geweben reduziert. Diese sogenannte Ischämie ist auch beim Menschen eine typische Komplikation im Rahmen von chirurgischen Eingriffen: Das Schlaganfall-Risiko im Zusammenhang mit Herz-und Gefäßchirurgie reicht je nach Verfahren von 0,8 bis 9,7 Prozent, und das Herzinfarkt-Risiko liegt bei 3 bis 4 Prozent.
Die Ursache für den positiven Effekt der Diät bleibt noch weitestgehend unklar. Grundsätzlich vermuten die Forscher aber, dass der Protein- beziehungsweise Aminosäuremangel Einfluss auf die Aktivität bestimmter Gene hat, die den Stoffwechsel regulieren. Letztendlich wird der Körper dabei in einen Zustand versetzt, der im Rahmen von Operationen günstig ist, so die Annahme. Einem solchen Zusammenhang wollen die Forscher nun auch beim Menschen nachgehen. Langfristig könnten daraus Ernährungsrichtlinien vor geplanten Operationen entstehen, hoffen sie. Bisher wird Menschen vor chirurgischen Eingriffen empfohlen, sich ausgewogen und auch besonders eiweißreich zu ernähren, um den Körper für die Belastungen des Eingriffs zu stärken. Möglicherweise ist das aber eben gerade die falsche Strategie, lassen die Ergebnisse von Wei Peng und ihren Kollegen vermuten.