Wie sich rund einwöchige Embryonen in der Gebärmutter einnisten, haben amerikanische Forscher herausgefunden. Demnach stoppen molekulare Kleber die Wanderung des Kleinen entlang der Gebärmutterwand und helfen ihm, in das Gewebe einzudringen, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Science“ (Bd. 299, S. 405).
Rund sechs Tage nach der Befruchtung überzieht sich die Gebärmutterwand mit Zuckermolekülen, fand das Team um Susan Fisher von der Universität Kalifornien in San Francisco. Gleichzeitig bildet der Embryo auf der Oberfläche Biomoleküle, die leicht an die Zucker binden. „Man muss sich den Embryo wie einen rollenden Tennisball auf einer mit Sirup bestrichenen Oberfläche vorstellen“, sagt Fisher. Durch den Kleber wird der Embryo immer langsamer und bleibt schließlich an der Gebärmutterwand haften. Dort nistet er sich ein und bildet die Plazenta, über die der Kleine sich mit Nährstoffen aus dem Blut der Mutter versorgt.
„Die Kenntnis der molekularen Basis der Einnistung könnte helfen, bestimmte Arten von Unfruchtbarkeit und Schwangerschaftsproblemen früh zu erkennen und zu behandeln“, hofft Fisher. Drei Viertel der natürlichen Schwangerschaftsabbrüche geschähen, weil sich der Embryo nicht einnisten könne. Die Universität Kalifornien hat deshalb ein Patent beantragt, um über den molekularen Klebmechanismus die Fruchtbarkeit einer Frau zu testen.
Auch zum Verständnis der Präeklampsie, die zu tödlichen Krämpfen von Mutter und Ungeborenem führen kann, könnte die Forschungsarbeit beitragen. Die Krankheit gilt als die häufigste Todesursache von Schwangeren in Industrienationen. Dabei hafte die Plazenta nicht stark genug an der Gebärmutterwand und der Embryo könne verhungern, erklärt Fisher: „Möglicherweise sind da die gleichen molekularen Kleber im Spiel wie bei der Einnistung“, vermutet sie.
ddp/bdw – Marcel Falk