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Kleinhirn ganz groß

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Kleinhirn ganz groß
Das Kleinhirn spielt im Gehirn offenbar eine wichtigere Rolle als bislang angenommen: Es ist nicht nur entscheidend an der frühkindlichen Entwicklung beteiligt, sondern auch eng mit der korrekten Entwicklung des Großhirns im Mutterleib verknüpft. Das haben amerikanische Forscher in einer Reihe von Studien mit frühgeborenen Kindern nachgewiesen. Bisher wurde dem Kleinhirn, auch Cerebellum genannt, lediglich eine Funktion bei automatisierten Bewegungsabläufen und unbewusstem Lernen zugeschrieben.

Zwischen Kleinhirn und Großhirn gibt es während der Embryonalentwicklung eine sehr enge Verbindung, entdeckten die Forscher auf Magnetresonanztomographie-Aufnahmen der Gehirne von 74 Frühchen. Ist beispielsweise das Großhirn geschädigt, entwickelt sich auch das Kleinhirn nicht korrekt. Umgekehrt behindert eine Fehlentwicklung im Kleinhirn auch das Wachstum des Großhirns. Betroffen sind dabei immer die jeweils entgegengesetzten Hirnhälften.

Die Auswirkungen eines nicht richtig entwickelten Kleinhirns sind dabei sehr viel weitreichender als bislang angenommen, konnten Catherine Limperopoulos und ihre Kollegen bereits in einer früheren Studie zeigen. Sie verglichen 31 Kleinkinder, die zu früh geboren worden waren und bei denen Blutungen im Cerebellum aufgetreten waren, mit 31 ebenfalls zu früh geborenen, aber gesunden Kindern. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Kinder mit Verletzungen des Kleinhirns hatte neben motorischen Problemen Kommunikations- und Sprachstörungen, Verhaltensauffälligkeiten sowie eingeschränkte soziale Fähigkeiten ? verglichen mit lediglich drei Prozent in der Kontrollgruppe. Insgesamt war die Entwicklung dieser Kinder deutlich verzögert, berichten die Wissenschaftler.

Schäden am Cerebellum sind eine häufige Komplikation bei Frühgeborenen. So zeigt beispielsweise eine weitere Untersuchung von Limperopoulos und ihren Kollegen, dass die Fälle von Blutungen im Kleinhirn bei Frühchen von 1998 bis 2002 dramatisch zunahmen. Im Jahr 2002 litten 15 Prozent der Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 750 Gramm unter solchen Blutungen. Die Wissenschaftler wollen nun untersuchen, welche Rolle das Cerebellum während der frühkindlichen Entwicklung genau spielt und welche Nervenverbindungen bei Verletzungen des Kleinhirns betroffen sind.

Catherine Limperopoulos ( Harvard-Universität, Boston) et al.: Pediatrics, Bd. 116, Nr. 4 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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