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Knollen-Knaller

Erde|Umwelt

Knollen-Knaller
Ausgerechnet der Speichel eines Kartoffelschädlings könnte den Ertrag der beliebten Knolle künftig erheblich steigern. Diese überraschende Entdeckung haben Wissenschaftler der Universität Göttingen in Zusammenarbeit mit Forschern aus Südamerika und den USA gemacht, als sie eigentlich untersuchen wollten, welche Schäden die Larven der Motte Tecia solanivora auf Kartoffelfeldern anrichten. Von dem dabei beobachteten Mechanismus profitieren offensichtlich Wirt und Schädling gleichermaßen: Indem die Kartoffelpflanzen in Reaktion auf den Insektenspeichel besonders große und schwere Knollen produzieren, gleichen sie die Fraßverluste aus. Gleichzeitig steht damit den Motten mehr Nahrung zur Verfügung und sie können sich verstärkt fortpflanzen. Ist der Wirkstoff aus dem Insektenspeichel erst isoliert, könnte er gezielt als Wachstumsverstärker eingesetzt werden, berichtet die Cornell University in Ithaka.

Die Forscher vermuten, dass eine in der Larvenspucke enthaltene Substanz die Photosyntheserate der Kartoffelpflanzen erhöht. In der Folge produzieren sie auch mehr Stärke, wodurch die Knollengröße zunimmt. Damit sowohl Kartoffel als auch Motte auf ihre Kosten kommen, darf allerdings eine bestimmte Befallquote nicht überschritten werden: Am größten ist die Zuwachsrate, wenn zehn Prozent der Knollen einer Kartoffelpflanze von den Larven angeknabbert wurden. In diesem Fall nahm das Knollengewicht um das 2,5-fache zu. Waren zwischen 10 und 20 Prozent der Speicherorgane befallen, legten die Kartoffeln immerhin noch um das zweifache zu. Lag die Befallsquote allerdings bei mehr als 50 Prozent, änderte sich das Kartoffelgewicht nicht.

Bislang spritzen viele Kartoffelbauern Pestizide gegen Tecia solanivora. Das könnte sich nach den neuen Erkenntnissen in vielen Fällen als überflüssig erweisen. Die Speichelsubstanz könnte künftig möglicherweise sogar gezielt in die Knollen injiziert werden. Mit gewissen Einschränkungen, denn der Mechanismus funktioniert nicht bei allen Kartoffelvarietäten, sagt Katja Poveda von der Universität Göttingen. Bislang sei der Effekt bei sieben Varietäten zu beobachten gewesen, weitere Studien sowohl mit kommerziellen Sorten als auch mit wilden Kartoffeln sollen nun folgen.

Katja Poveda (Universität Göttingen) et al.: Ecological Applications, Onlineveröffentlichung, doi 10.1890/09-1726 ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht
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