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Krabben als Helfer gegen die Überwucherung

Korallenriffe

Krabben als Helfer gegen die Überwucherung
Königskrabbe
Karibische Königskrabbe. (Bild: Angelo Spadaro)

Korallenriffe leiden nicht nur unter dem zunehmend warmen, sauren und verschmutzten Wasser der Meere. Die Riffe werden auch immer häufiger von Seegräsern und Algen überwuchert. Doch tierische Helfer könnten Abhilfe schaffen: Erhöht man die Dichte bestimmter Krabben in den Riffen, weiden diese den Überwuchs effektiv ab, wie nun eine Studie belegt. Das eröffnet neue Möglichkeiten auch für die Regeneration abgestorbener Korallenriffe.

Korallenriffe sind der Lebensraum vieler Tierarten und deswegen maßgeblich für die Artenvielfalt der Ozeane verantwortlich. Doch schon seit einigen Jahren beobachten Wissenschaftler weltweit ein zunehmendes Sterben der Riffe. Ursachen sind neben der Verschmutzung der Meere auch die Auswirkungen des Klimawandels. Sie machen das Wasser vieler Meeresgebiete wärmer und Dadurch kommt es an vielen Riffen immer wieder zu Korallenbleichen, bei denen die Organismen ihre Algen-Symbionten abstoßen. Ohne diese Partner können die meisten Nesseltiere jedoch nur kurzfristig überleben.

Könnten Krabben Seegras-Wachstum mindern?

Ein weiteres Problem sind Seegräser und Algen, die viele Korallenriffe inzwischen überwuchern. Sie werden unter anderem durch die Überfischung der Meere nicht mehr ausreichend von Fischen und anderen Ozeanbewohnern abgefressen. Auch in den Florida Keys sind Korallenriffe von starkem Seegras-Wachstum betroffen, wie Forscher um Angelo Jason Spadaro vom College of the Florida Keys in den letzten 30 Jahren beobachteten. Dabei fiel ihnen aber auch auf, dass die bisher kaum erforschte nachtaktive karibische Königskrabbe (Maguimithrax spinosissimus) große Mengen des Seegrases frisst – mehr als andere karibische Fisch- und Wirbellosenarten. Sie weidet zudem Algenarten ab, die alle anderen Spezies meiden.

Theoretisch wäre diese Krabbe damit ein geeigneter Gegenspieler gegen die Überwucherung der Riffe. Das Problem jedoch: Von Natur aus reicht die Dichte der Königskrabben nicht aus, um die Seegräser unter Kontrolle zu halten. Ob ein Aussetzen zusätzlicher Krebse aber das Wachstum der Seegräser an den Korallenriffen mindern könnte und welche sonstigen Effekte dabei auftreten, haben Spadaro und seine Kollegen nun genauer untersucht. Dazu teilten sie die Riffe der Florida Keys in zwölf isolierte Bereiche ein. Einige veränderten sie gar nicht, an anderer Stelle setzten sie mehr als 80 Königskrabben aus und am dritten Standort beseitigten Taucher erst das Seegras an den Riffen und brachten schließlich auch dort zusätzliche Krabben aus.

Seegrasbewuchs geht bis zu 80 Prozent zurück

Dabei zeigte sich: Die ausgesetzten Krabben konnten innerhalb eines Jahres tatsächlich das Seegras-Wachstum an den Korallenriffen mindern. Während das unveränderte Riff auch ein Jahr nach Studienbeginn noch zu 85 Prozent von Seegras bedeckt war, sank an den beiden anderen Testriffen der Bewuchs deutlich. Die Seegras-Dichte am zweiten Standort verringerte sich durch den Zusatz der Krabben auf weniger als 50 Prozent. Wenn die Riffe zuerst geschrubbt wurden, ging der Seegrasbewuchs sogar um etwa 80 Prozent zurück. „Als Jason mir die Ergebnisse zeigte, konnte ich es nicht glauben – sie sahen zu gut aus“, sagt Koautor Mark Butler von der Florida International University.

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„Um die Aussagekraft dieser erstaunlichen Ergebnisse zu beurteilen, haben wir die die Studie für ein weiteres Jahr an zwölf zusätzlichen Riffen in 13 Kilometern Entfernung vom ersten Untersuchungsort durchgeführt“, erklären die Forscher. Und auch das Wiederholungsexperiment zeigte nach einem Jahr ähnliche Ergebnisse: Allein der Einsatz von einer größeren Zahl an Königskrabben reduzierte den Bewuchs um etwa 50 Prozent. Gekoppelt mit der vorherigen mechanischen Entfernung des Aufwuchses sank die Dichte um 70 Prozent. Zudem fraßen die Krabben auch bestimmte Algenarten an den Korallen. Infolgedessen hatte sich die Zahl und Vielfalt an jungen Korallen und Fischen an den Riffen nach zwei Jahren um fast das Fünffache erhöht.

Mit den Erkenntnissen Riffe wiederherstellen

„Die experimentelle Aufstockung der Anzahl großer einheimischer, pflanzenfressender Krebse auf Korallenriffen in den Florida Keys führte zu einem raschen Rückgang des Algenbewuchses und bewirkte im Laufe von etwa einem Jahr zur Rückkehr von kleinen Korallen und Fischen in diese Riffe“, resümiert Butler. „Das eröffnet einen ganz neuen Weg für die Wiederherstellung von Korallenriffen.“ Denn damit ergänzt diese Methode den üblichen Ansatz, bei dem neue Korallenfragmente in geschädigte Riffe gepflanzt werden, so Spadaro und seine Kollegen.

„Aber unsere Ergebnisse bedeuten wenig, wenn sie nicht zu greifbaren neuen Bemühungen zur Wiederherstellung führen“, betont Butler. Neben Korallennachzuchten müssten deshalb laut der Wissenschaftler nun auch Aufzuchtstationen für die Königskrabben eingerichtet werden, um mehr dieser tierischen Helfer zu erhalten.

Quelle: Cell Press, Fachartikel: Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2020.10.097

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