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Kreative Ausweichtaktik

Erde|Umwelt

Kreative Ausweichtaktik
Das menschliche Gehirn kann neue Bewegungsabläufe nicht nur durch Nachahmung lernen, sondern sucht unabhängig vom puren Imitieren auch selbstständig nach Lösungen. Das haben Forscher in Tests mit Probanden gezeigt, die ohne Arme und Hände geboren worden waren. Beobachteten die Freiwilligen einen Menschen beim Anheben einer Tasse, wurden Gehirnregionen aktiv, die für die Steuerung der Beine zuständig sind. Hinter diesem Ausweichen auf andere verfügbare Körperfunktionen könnte ein universeller Mechanismus des Gehirns zum Erlernen neuer Bewegungsabläufe stehen, vermuten die Forscher.

Die Wissenschaftler zeigten zunächst 16 nicht behinderten Probanden Videos von Menschen, die bestimmte Bewegungen wie das Anheben einer Kaffeetasse vollführten, und zeichneten gleichzeitig die Hirnaktivität der Probanden auf. Bei den Freiwilligen wurden Nervenzellen aktiv, die für die Steuerung von Armbewegungen zuständig sind, ergaben die Messungen. Anders reagierten hingegen die zwei Probanden, die niemals Arme oder Hände besessen hatten: Bei ihnen aktivierten die Bilder die für die Bewegung der Beine zuständigen Hirnregionen.

Bereits vor einigen Jahren hatten Hirnforscher so genannte Spiegelneurone entdeckt. Das sind Nervenzellen, die aktiv werden, wenn der Mensch einen Vorgang lediglich betrachtet, ohne diesen selbst auszuführen. Die Spiegelneurone lassen dieselben Nervensignale entstehen, die für die Bewegung nötig wären ? allerdings nicht immer an der gleichen Stelle im Gehirn, wie die neue Studie zeigt. Wenn eine Bewegung also nicht mit den Händen, sehr wohl aber mit den Beinen ausgeführt werden kann, werden folgerichtig die Hirnregionen verwendet, die die Beinbewegungen steuern. Damit reicht die Fähigkeit über das pure Imitieren beobachteter Bewegungsabläufe hinaus, folgern die Wissenschaftler aus ihren Experimenten: Das Gehirn arbeite vielmehr zielgerichtet an möglichen Lösungen, die den gesehenen Handlungen am nächsten kommen.

Science, Onlinedienst Originalarbeit: Valeria Gazzola ( University of Groningen) et al.: Current Biology, Bd. 17, S. 1235 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald
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