Krokodilstränen gibt es wirklich, hat der amerikanische Zoologe Kent Vlient auf einer Alligator-Farm in Florida beobachtet. Die sprichwörtlichen Tränen sind kein Mythos, denn Alligatoren und Kaimane, beides nahe Verwandte der Krokodile, bekommen beim Essen tatsächlich feuchte Augen. Das meldet die Universität von Florida in Gainesville.
Über Krokodilstränen wird schon seit Jahrhunderten in der Literatur berichtet, jedoch gab es bislang keine fundierte Studie dazu. Vlient nutzte für seine Untersuchung die Alligatoren und Kaimane einer Alligator-Farm, da sie erzogen wurden, im Trockenen zu fressen. Dies war Voraussetzung für die Studie, da im Wasser die Augen der Tiere auf jeden Fall feucht sind. Die
Echten Krokodile auf der Farm konnten in die Studie nicht mit einbezogen werden, da sie zu lebhaft und aggressiv sind und nicht trainiert wurden, an Land zu fressen. Aufgrund ihrer engen verwandtschaftlichen Beziehungen zu Alligatoren und Kaimanen geht Vlient jedoch davon aus, dass Krokodile die gleichen Reaktionen zeigen.
Die Mehrheit der von Vlient untersuchten Tiere bekam feuchte Augen, wenn sie über ihr Fressen herfielen. Zum Teil bildete sich sogar Schaum zwischen den Augenlidern. Was aber die Ursache für die Tränenbildung ist, bleibt nach wie vor unklar. Die Tränen könnten eine Begleiterscheinung der Stimmungsänderung während des Fressens sein. Das Weinen könnte aber auch durch ein Vermischen von Luft in den Nebenhöhlen mit Tränenflüssigkeit der Tränendrüsen hervorgerufen werden, vermutet Vlient. Sicher sei jedoch: Vorgetäuschtes Mitleid mit ihren Beutetiere ist es jedenfalls nicht.
D. Malcolm Shaner (Universität von Kalifornien, Los Angeles) & Kent A. Vlient (Universität von Florida, Gainesville): BioScience, Band 57, Seite 615 wissenschaft.de ? Gesa Graser